Die
Nachtwache".
295
raths-Saal zu malen. Vielleicht auch haben reiche Bürger-
schützen dieses Bild dem Stadthause zum Geschenk gemacht.
Dass in dem Kriegsrathssaale nicht nur die Schützen-
stücke älterer Meister, welche von den Voetboogsdoelen ge-
kommen Waren, untergebracht wurden, geht aus Commelin,
Bd. I, S. 266, hervor. Er sagt: „Dieser Saal ist mit vieI_
herrlichen Malereien verziert von der alten Schutterye "der
Voet-boogs Doelen; und auch mit einigen aus letzter
Zeit, von vielen vortrefflichen Meistern gemacht,
die alle würdig sind besichtigt zu werden".
Es wäre also möglich, dass das Bild des „Schützen-
Umzuges" oder „Umzuges der Bürgerschützen von Amster-
dam", wie man die "Nachtwache" nennen könnte, in diesem
Saale Aufstellung gefunden hatte. Es kann aber auch sein,
dass dieses Bild, als es sich im Jahre 1662 darum handelte,
den kleinen Kriegsrathssaal durch eine Malerei auszu-
schmücken, nach dem Jahre 1662 für diesen Saal gemalt
worden ist; denn ein diesem Saale hat van Dyk dieses Bild
gefunden. Man hat, wie es scheint, aus dem Umstande, dass
die "Nachtwache" in diesem Saale gestanden hat, geschlossen,
dass die Ausschmückung desselben wohl in Erwägung ge-
zogen, aber nicht zur Ausführung gebracht wurde, da, wie
man wusste, von Rembrandt kein Bild zur Ausschmückung
des Stadthauses gemalt worden ist.
Wenn das Bild für diesen Saal gemalt wurde, so ist die
Möglichkeit vorhanden, dass die Verstümmelung niemals
stattgefunden hat und dass jene sogenannte „C0pie der
Nachtwache" nach einem ursprünglichen Entwürfe des
Meisters ausgeführt worden ist, dass er aber bei Aus-
führung des grossen Bildes sich genau nach den in dem be-
treffenden Saale gegebenen Maassen richten und entweder die
sämmtlichen Figuren unter Lebensgrösse halten oder seine