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II. Theil. II. Capitel.
und zwar wegen seiner Gesammthaltung und lebendigen
Gruppirung, und tadelt nur, dass der Künstler darin zu wenig
Licht angebracht, und abgesehen von der Hauptfigur
(NB. ein Singularisl), die Portraits der übrigen Schützen zu
Wenig ausgeführt habe.
Wenn Hoogstraten aber in dem Lobe des Rembrandt-
schen Bildes so weit geht, dass er constatirt, die anderen
in dem Saale befindlichen Bilder sahen daneben aus wie
Kartenblittter, so erscheint dieses Lob oäenbar übertrieben,
wenn man bedenkt, dass in demselben Saale das vortreff-
liche grosse Schützenstück des van der Helst zur Ver-
gleichung in der Nahe hing, das selbst neben der "Nacht-
wache" nicht so unendlich zurücksteht, dass man ein Urtheil,
wie dasjenige Hoogstratens, irgendwie gerechtfertigt finden
könntel) Es dürfte scheinen, dass Hoogstraten in seinem
Lobe einen Jugendeindruck wiedergiebt, den er von dem
Rembrandfschen Bilde empfing, als er über die übrigen
Bilder noch kein Urtheil hatte und ihm nur die Bilder
seines Meisters gefielen; denn später urtheilt er ja, ohne
dieses Bild von seinem Urtheile auszunehmen, ganz anders
über Rembrandt, indem er behauptet, dieser habe nichts
von den „Grundregeln seiner Kunst verstanden" und durch
Fehler in seinen Arbeiten den Spott von Lehrlingen, ge-
schweige von Meistern verdient. Dieses Urtheil aber konnte
er wiederum nicht fallen, wenn Rembrandt der Maler War,
der die "Nachtwache" geschaffen hatte.
Nach der Beschreibung von Baldinucci zeigte das
Rembrandfsche Bild einen Hauptmann, der mit er-
hobenem Fusse im Begriffe stand zu gehen und eine sehr
1) Oder sollte dieses van der HelsVsche
Cloveniersdoelen gewesen sein?!
den
Bild
in
vielleicht niemals