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Theil.
Capitel.
sichter und zum Theil die Bewegung der Personen ist durch-
dachter als auf dem Petersburger Bilde. In dem Ausdruck
der Züge der Potiphar ist die Verlogenheit ihres Wesens
der biblischen Erzählung entsprechend, geradezu unver-
gleichlich wiedergegeben.
Das Berliner Bild ist also nicht von Rembrandt, wie
angenommen wurde, im Jahre 1654, sondern, wie die Be-
Zeichnungen lehren, von Ferdinand B01, und zwar etwa um
die Mitte der siebziger Jahre des XVII. Jahrhunderts gemalt
worden.
Aus dem gleichen Grunde nun, der Herrn Dr. Bode
bewog dieses vermeintlich unbezeichnete Bild zu verwandten,
mit der Jahreszahl 1654 bezeichneten Bildern zu setzen,
werden die betreffenden Werke, welche zweifellos von einer
Meisterhand herrühren, nun für F. Bol in Anspruch ge-
nommen und logischerweise zumeist in dieselbe Zeit gesetzt
werden müssen, in Welcher das Bild von der Frau des
Potiphar entstanden ist. In diese Zeit gehört also der
herrliche überlebensgrosse Kopf eines Greises in der Königl.
Galerie zu Dresden (Kat. Nr. 1319), wahrscheinlich auch der
vornehme Pole, welchen Herr Dr. Bode als im Privatbesitz
in Galizien angiebt und den er in das Jahr 1654 einreiht.
Desgleichen zwei Bildnisse alter Frauen in der Ermitage zu
St. Petersburg, daselbst als Rembrandts Mutter bezeichnet,
sowie verschiedene andere Portraits und Studienköpfe,
sowohl dort als in anderen Galerien. (Die sogenannte Bath-
seba im Louvre, welche ebenfalls 1654 datirt und auch ein
Werk Ferdinand Bol's ist, scheint mir dagegen aus ver-
schiedenen Gründen mehrere Jahre früher entstanden zu
sein als die Reihe der zuvorgenannten Bilder.)
An die betreffenden Werke, Welche in den Jahren 1673
bis 1675 und später entstanden sein mögen, reihen sich