Einleitung.
219
Im X. Capitel des ersten Theiles endlich unterzog ich
den vermeintlichen künstlerischen Entwickelungsgang Bein-
brandts, also das mit seiner Person und seinem Namen in
Verbindung gebrachte rein Aesthetische, einer Untersuchung,
welche die Unmöglichkeit des zeitlichen Neben- und Nach-
einander vieler der ihm zugeschriebenen Kunstwerke und
damit die Zufälligkeit und Unzuverlässigkeit der Datirungen
derselben dargethan hat und somit den Beweis liefert, dass
die Datirungen der betreffenden Kunstwerke nicht von dem
Autor, sondern von anderen Personen ohne Kenntnis
der Entstehungszeit derselben auf diese Werke gesetzt
Worden sind.
Durch
alles
das
sind
wir
Zll
dem
abschliessenden
und,
Wie man Wohl behaupten kann, allseitig begründeten Resultat
gelangt, dass unter dem Rembrandt-Begriff unserer Zeit. ein
anderer Meister verborgen sein muss, dessen Werke jetzt
hauptsächlich diesen Begriff constituiren.
Obwohl also nachgewiesen ist, dass Rembrandt aus den
Vßrschiedensten und durchaus unwiderleglichen Gründen der
Urheber so vieler und zumal der bedeutendsten der be-
treffenden Kunstwerke nicht gwesen sein kann, bin ich
gleichwohl der Ueberzeugung, dass ich besonders bei den-
jenigen Autoritäten meines Faches, welche sich in die Reni-
bPandt-ldee völlig eingelebt haben, mehr Widerspruch als
Zustimmung finden würde, wenn ich es an der negativen
Beweisführung meiner Ausführungen genug sein liesse.
Denn das Beharrungsvermögen des menschlichen Geistes
ist der Wissenschaft und nothwendigen Stabilität aller
menschlichen Einrichtungen zu Nutze viel zu gross, als
daSS man leicht und schmerzlos und ohne einen genügenden
EPSatz für eine aus zwingender Nothwendigkeit aufgegebene;