des
Prüfung
Entwickelungsganges
künstlerischen
Rennbrandfs.
181
Vernachlässigung des Ausdruckes und der Durchführung Hand
in Hand gehen soll. "Es ist selbstverständlich" sagt
er ganz richtig, "dass dieVerhältnisse auf die Thätigkeit
Rembrandfs lähmend und störend einwirken mussten."
Betrachten
wir
indessen
die
Bilder,
welche
in
den
Jahren
1655-
-57 entstanden sein sollen, in
charakte-
der Absicht, die
ristischen Merkmale der traurigen Zeit an denselben heraus-
zufinden, so begegnen Wir unter einer Zahl von 45 Werken
nur 4 datirten Bildern, Welche nach Dr. Bode's eigener
Beschreibung den trüben schweren Ton der Zeit aufweisen. 1)
Neben diesen "unerfreulichen, trüben" Bildern stehen
jedoch 18 gleichfalls datirte Bilder, Werke der höchsten
Meisterschaft, Welche in keiner Hinsicht an die in Rede
stehende
traurige
Zeit
gemahnefl,
denn
dieselben
sind,
wo der Gegenstand es erforderte oder erlaubte, ausser-
ordentlich farbenprächtig gemalt; das gilt auch von den
vorzüglichen Frauenbildnissen des Jahres 1656 und den
Greisenbildnissen von 1657. Von den Historienbildern
hebe ich hier nur die "Anbetung der Könige" im Buckingham
Palace hervor; ausserdeln ist die farbenprächtige Studie des
"geschlachteten Ochsen" im Louvre zu erwähnen.
Wenn aber die allgemeine Seelenstimmung eines Künst-
lers in einer bestimmten Zeit seines Lebens aus seinen
Werken demonstrirt werden soll, so wird man vor allen
anderen doch wohl die Hauptwerke in Betracht ziehen
müssen. Zu diesen gehört in erster Reihe der bereits mehr-
fach erwähnte "Segen Jacob's". Die Farbengebung ist bei
diesem Bilde in Rücksicht auf die ernste, feierliche und
weihevolle
Handlung
in
tiefem,
ernstem Ton
gehalten.
Hier
I) Die undatirten trüben Bilder beweisen nichts,
nebensächliche Werke, kleine Studienköpfe.
1111?
sind
dies
auch