Prüfung
künstlerischen Entwickelungsgzlnges Rembrandfs. 175
des
an Hendrickje handelt, so will es mir scheinen, dass ein
"vornehmer Pole", den er in diesem Jahre gemalt haben
soll, nicht vornehm aussehen könne und dass seine Greisen-
gestalten und die Bildnisse alter Frauen nichts von Würde
und Hoheit an sich tragen könnten wie dies doch der
Fall ist bei jenem überlebensgrossen Kopf eines Greises in
der Galerie zu Dresden, von dessen weissbärtigem Antlitz
Herr Dr. Bode mit Recht sagt, es sei von einzig grossartiger
Wirkung und auf welches Bild die Jahreszahl 1654 gesetzt ist.
Welchen keuschen Liebreiz endlich können die nackten
Frauengestalten eines solchen Mannes haben, der im gei sti-
gen Sinne des Wortes so Wenig ein Mann ist, wie Rem-
brandt im J. 1654, und der das seelische Wesen des WVeibes
SO
Wenig versteht
Rembrandt erweist
sich
in
dieser
Zeit
als
ein
llTlVOf-
nehmer Schwächling, der, ein Spielball seiner Neigungen
ich will nicht sagen Leidenschaften (zu denen er in dieser
Zeit kaum noch fähig war), in allen edlen geistigen Be-
strebungen nur noch ein Passivum sein kann. Thatsächlich
nimmt er es denn auch nach dem Zusammenbruche seiner
Verhältnisse von dem guten Mädchen und seinem noch im
Knabenalter stehenden Sohne an, dass diese für ihn arbeiten,
ihn 3 Jahre lang alimentiren und ihn auch später noch er-
halten.
Rembrandt ist ein Schwächling; bezüglich der Moralität,
ganz "unteres Stockwerk", wie Friedrich Vischer gesagt
haben würde. Dieilahreseinnahmen, welche wir Rembrandt
11118 seiner Thätigkeit nach den ihm von Dr. Bode zu-
gßwiesenen Bildern mindestens zuweisen müssen (bei Fort-
laSsung derjenigen Bilder, welche man der Inhaltsangabe
nach in dem Inventar von 1656 allenfalls vermuthen könnte
- die bis dahin also nicht verkauft waren), würden im Jahre