Einleitung. 5
weislich versehen", „eine recht gewünschte vollkommene
Gestalt gewonnen".
Durch überseeische Verbindungen, besonders seit Er-
richtung der "Ostindischen Compagnie", war der Handel
erstarkt, und durch die Kunde von vielen neuen Ländern
und Völkern erhielt der Wissensdrang bedeutende Anregung.
Der Sinn für Wissenschaft und Ausbildung des Geistes
wuchs empor: Amsterdam besass, wie Filip von Zesen im
Jahre 1664 laerichtet, 54 Druckereien, in welchen Bücher in
allen Cultursprachen gedruckt wurden, selbst in persischer
und indischer. „Die eigentliche Wiege der orientalischen
Studien, die ohne (religiöse) Nebenzwecke, u1n ihrer selbst
willen betrieben wurden, war Hollandl)"
Was aber für die Cultur Hollands in jener Zeit noch
Weit mehr bedeuten will: die moderne Naturwissenschaft,
mit ihrer den Geist der Menschheit befreienden und reini-
genden Kraft, kam an der Leydener Universität zur Blüthe
und auch die bedeutendsten Rechtslehrer ihrer Zeit, so Hugo
Grotius, der Begründer des "Völkerrechtes", welches humane
Grundsätze in das internationale gegenseitige Verhalten der
Menschen zu bringen bestimmt ist, hatten dort gelehrt.
Gerechtigkeitssinn, Rechtschaffenheit, kurz alle positiven
Tugenden der Menschen waren auf der Grundlage echter
Menschlichkeit erstarkt, und Descartes und Spinoza konnten
in Holland ihr philosophisches System entwickeln, und
letzterer, wenn auch von seinen Stammesgenossen verfolgt,
in Harlem seinen ständigen Aufenthalt nehmen.
Bei der gewaltigen Entwickelung der VülkSkraft musste
sich auch eine bedeutende Literatur entfalten. Besonders
aber waren die bildenden Künste aufgeblüht, und zwar
Schaek,
Graf von
Pandora,
S chriften,
Vermischte
pag.
1890,
135.