Prüfung
des
künstlerischen Entwickelungsganges Rembrandfs.
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zu den übrigen Bildern der vierziger Jahre: unmöglich be-
sonders kann dieses Bild ein Jahr vor der "Nachtwache" und
4 Jahre nach dem Bildnisse jenes vornehmen Polen v. Jahre
1637 entstanden sein, welches lange Zeit als das Portrait
Johann Sobieskfs galt und das den Inbegriff kerniger, selbst-
bewusster, urwüchsiger Männlichkeit auf die vollendetste
Weise zum Ausdruck bringt. 1)
3. Das Bildniss eines jungen Gelehrten in Panshanger trägt
die Jahreszahl 1644, zeigt aber eine so breite Pinselführung
bei schwärzlichen Schatten, wie sie Rembrandt erst in den
sechziger Jahren zur Anwendung gebracht haben soll. Es
ist also nicht erfindlich, durch welchen Sprung seines Geistes
er bereits 1644 zu einer Malweise kommt, zu welcher er sich
erst in den folgenden 20 Jahren entwickelt. Die Datirung
dieses Bildes mag daher wohl eine unkluge Fälschung sein.
4. Aus dem gleichen Grunde nämlich der geistigen
Fortentwickelung des Künstlers schliesst ja auch H. Dr.
Bode bei dem Bildnisse einer alten Dame (London, im B. des
Lord Overstone) umgekehrt, dass dieses Bild Anfangs der
vierziger Jahre entstanden sein müsse und dass die Jahres-
zahl 1660, welche es nach Angabe Smitlfs trägt, verlesen
sei
und
1640
bedeute.
5. Hier sei constatirt, dass die Technik des Portraits des
Sogenannten "Sylvius" (Berlin, im Bes. des H. von Cars-
tanien) einer Weit späteren Epoche angehört und unter "die
letzten und trefflichsten Bildnisse eines Meisters zu zählen
ist, der dieses nebst anderen schuf. Dieses vollendete
1) Dasselbe wie von dem Bilde in Wien, gilt von allen anderen
männlichen Portraits, Welche das Datum vom Anfang der vierziger Jahre
tragen und welche nach H. Dr. BodeIs eigener Angabe in weichlicher
Manier und fast weiblicher Auffassung gemalt sind.
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