Volltext: Wer ist Rembrandt?

Prüfung 
des 
künstlerischen Entwickelungsganges Rembrandfs. 
151 
Zeichnung 
der 
Figuren 
als 
auch 
die 
Regeln 
der 
Perspective 
vernachlässigte. 
Man kann von der Entwickelung eines Künstlers nicht 
erwarten, dass dieselbeldurchaus den gerade aufsteigenden 
Weg zur Höhe nehmen müsse, ohne Abweichung nach links 
oder rechts oder kurze Aufenthaltsstationen. 
So manches Genie ist auf Umwegen zu seinem Ziele 
gelangt, und der Entwickelungsgang grosser Künstler, wenn 
wir denselben graphisch darstellen wollten, würde ver- 
schiedene Niveauschwankungen aufweisen. Der Menschen- 
geist vermag es nicht sich in allem, was er schafft, auf 
gleicher Höhe zu erhalten, denn die Spannkraft des Geistes 
ist nicht immer dieselbe und die Bedingungen, unter denen 
er schafft, sind nicht immer gleich günstig. 
Wenn dies alles in Betracht gezogen Wird, so bleibt der 
Entwickelungsgang Rembrandts dennoch eine Ausnahme 
von Erfahrung und Regel, sobald wir annehmen, er habe 
sich in der That so zollzogen, wie er sich, nach den 
Datirungen der ihm zugeschriebenen Bilder betrachtet, dar- 
stellt. Denn es handelt sich hier nicht um Schwankungen 
in der Darstellungs- und Schaitenskraft eines Meisters, 
sondern um ein Nachlassen oder völliges Versagen der 
Gedächtnisskraft desselben. 
Da Wir aber nicht annehmen können, dass ihn zeitweise 
das Gedächtniss verlassen hat, so dass er sich plötzlich auf 
Sich selbst, sein eigenes Wesen, seine Technik, sein all- 
gemeines künstlerisches Können nicht mehr zu besinnen 
vermochte,  so müssen wir deshalb die Echtheit der 
Datirungen bezweifeln, gemass denen vorzügliche Bilder 
entweder gleichzeitig mit geringen Jugendwerken oder be- 
rühmte Meisterwerke vor schülerhaften Erstlingsarbeiten 
entstanden 
sein 
müssten.
	        
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