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Theil.
Capitel.
Rutsl) genannt, "ein Werk von solcher Meisterschaft, dass
selbst von den zahlreichen Bildnissen des folgenden Jahres
keines diesenmgleich zu kommen scheint." Das ist aller-
dings wunderbar! Der "Entwickelungsgang" Rembrandts
bietet jedoch vielfach dergleichen Ueberraschungen.
An eine sich derartig vollziehende Entwickelung eines
Künstlers vermag man jedoch nicht zu glauben, denn dies
ist keine Entwickelung, sondern ein unorganisches
Nebeneinanderstellen von schülerhaften Jugend-
bildern und ausgereiften Meisterwerken an der
Hand
Llnzuverlässiger
Datirungen.
Erfreulich ist es, dass man die Radirung der grossen
„Auferweckung des Lazarus," obwohl dieselbe mit der Jahres-
zahl 1631 bezeichnet ist, in der Erkenntniss, dass dieses
Werk für das angegebene Jahr zu bedeutend sei, nunmehr
als wenigstens um 1 bis 2 Jahre später entstanden annimmt.
In der Beurtheilung der Malwerke hat man eine durch-
greifendere Reformation, wie hinsichtlich dieser Radirung
angestrebt ist, noch nicht ausgeführt. Darum ist es im
Grunde einem "Kenner" nicht zu verdenken, wenn er die
von den Meisterwerken so verschiedenen Jugendbilder nicht
als Werke derselben Künstlerhand anerkennen will, he-
sonders wenn derartige Bilder als in demselben Jahre ent-
standen aufgeführt werden. Darum ist die Direction des
"Staedel-Stiftes" in Frankfurt aJM. wohl zu begreifen, wenn
sie in dem Katalog des dortigen Museums das Bild "David
vor Saul die Harfe spielendzt bisher als das Werk eines
Schülers geführt hat, da dieses Bild neben den Meister-
werken, die in den Jahren 1631-1633 entstanden sein sollen,
Besitz
1) Im
Adr.
des
Hope
in London.