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Theil.
Capitel.
verschiedenen Zügen die Einflüsse seiner Lehrjahre. S0 in
dem kleinen Format, im Verstecken der Hände, obgleich der
Dargestellte in halber Figur wiedergegeben ist, in der theil-
weise noch mangelhaften Zeichnung des Körpers und der
Kleidung, im Oval des Kopfes, in den stechenden grossen
Augen und namentlich in den durchgehend rundlichen,
knubbeligen Formen des Gesichts und der Gewandung;
Eigenschaften, die eine handwerksmässige Angewöhnung der
Schule verrathen, welche Rembrandt eben durchgemacht
hatte, und. die namentlich der Bildnissdarstellung schaden
mussten. In naiver treffender Wiedergabe der Persönlichkeit
liess sich der junge Künstler bei seiner Uebersiedelung nach
Amsterdam i. J. 1632 (oder schon 1631) mit dem bekann-
testen Bildnissmaler der Stadt in dieser Zeit, Thomas de
Keyser, noch keineswegs vergleichen."
Dies ist also ein Portrait des Jahres 1632! desselben
Jahres, in Welchem Rembrandt bereits die sogenannte
"Anatomie des Professors Tulp" gemalt haben soll, das
Meisterwerk eines Portraitgruppenbildes, das nicht nur in
Zeichnung und Behandlung des Helldunkels, sondern auch
in der Charakteristik der dargestellten Personen unter die
hervorragendsten Werke der Malerei gerechnet wird.
Der Künstler, der dieses Bild malte, stützte sich bereits
auf das eingehendste Studium der Anatomie des mensch-
lichen Körpers und hatte nicht mehr nöthig, Hände oder
andere Körperformen unter der Gewandung zu verstecken,
weil deren Wiedergabe ihm unbequem war oder zu schwierig
erschien. Auf diesem Bilde sind nicht nur die Hände des
VortragendenProfessors und einiger junger Aerzte, sondern
auch der in schwieriger Verkürzung wiedergegebene Leicl1-
nam vorzüglich gezeichnet und gemalt. „Wenn man dieses
Bild sieht, so mag einem leicht der Wunsch kommen, dass