132 I. Theil. IX. Capitel.
einem dritten Bilde endlich, zu dem Saskia ebenfalls als
Modell gedient haben soll, springt die Nase kühn vor und
ist gebogen. 1)
Die Haarfarbe ist ebenfalls nicht gleichartig: braun,
dunkelblond und ganz hellblond. Dieselbe aber auf
Bildnissen von ein und derselben Person so verschiedenartig
zu malen, das wäre eine Freiheit, Welche bei dem Portrait
unzulässig und ausgeschlossen ist.
Mit den sogenannten H-Selbstportraits" verhält es sich
wie folgt: auf einem Jugendbilde glauben wir den Kopf
eines plumpen Müllersknechtes im Alter von etwa 20-22
Jahren, mit groben Zügen und kurzer, rundlicher, gewöhn-
licher Nase vor uns zu sehen; auf einem anderen Selbst-
portrait, das „kurze Zeit später" entstanden sein soll (weil
es in der Technik vorzüglicher ist), schaut uns das schmale
Antlitz eines etwa 17jiihrigen schmachtigen Jünglings an,
dessen intelligentes Gesicht mit der langen Nase gar keine
Verwandtschaft mit dem entschieden älteren Müllersknecht
aufweist. Die beiden genannten Bilder befinden sich in der
Galerie zu Cassel und im Haag. Das erstgenannte soll
„un1 1627", das zweite „un1 1630" entstanden sein. Viele
der sogenannten "Selbstportraits", welche einem späteren
Alter angehören, sind ebenfalls durchaus von einander
verschieden. Aehnlichkeit haben manche dieser Bilder in
so Weit, wie sich z. B. auch verschiedene Mannerportraits
von van Dyck gleichen, ohne dass man die Dargestellten
darum für eine und dieselbe Persönlichkeit anzusprechen
geneigt wäre. Der "Stil" des Malers und der Zeitcharakter
sind eben in solchen Köpfen besonders ausgeprägt.
Siehe
sogenannte
die
"Danaö"
zu St.
Petersburg
der Ermitage.