Statistisches.
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für ihre Arbeiten auszunutzen und mit jeder Stunde Arbeits-
zeit zu geizen. Rembrandt macht hierin eine Ausnahme.
Er eilt des Morgens zu Auctionen, läuft zu Trödlern, Ra-
ritatenhandlern und "durch alle Winkel und Gassen der
Stadt, auf Brücken und Markte" und geht seiner Sammel-
leidenschaft nach. Oft fehlt es ihm an Geld, dann muss
er zu Freunden und Bekannten gehen um es zu besorgen;
es treten Vervvickelungen, Verlegenheiten ein, er eilt zu den
verschiedensten Notarien; er wird verklagt, muss bei un-
zähligen Terminen und Gerichtsverhandlungen erscheinen
etc. Alle diese Versäumnisse aber fallen auf die Tages-
stunden, die meisten auf den Morgen, die beste und un-
gestörteste
Arbeitszeit.
Dabei malte Rembrandt keineswegs schnell, Wie seine
Schüler Hoogstraten und Bernhard Keil erzählen und wie
wir dies auch aus den langen Ablieferungsfristen der vom
Prinzen Friedrich Heinrich bestellten Passionsbilder ersehen
können, auch verwandte er viel Zeit darauf ein Modell zu
Costumiren und zeichnete es erst von verschiedenen Seiten,
bevor er sich entschied, in welcher Auffassung er es malen
Wollte. Aus diesen Gründen erscheint es gradezu unglaublich,
dass Rembrandt dennoch in der Zeit, welche ihm so neb enbei
Zur Ausübung der Kunst übrig blieb, jene Riesenarbeit voll-
bracht haben sollte, besonders wenn man bedenkt, dass er
Vom Jahre 1656 ab, nach den Berichten der Acten, fast
gar nicht mehr arbeitet, sodass von seiner Gesammt-
arbeitszeit noch 13 Jahre abgehen. Wann also soll Rem-
brandt diese ungeheuere Arbeit vollbracht haben, Welche
die ganze, volle Arbeitszeit und Arbeitskraft eines lang-
lebigen Genius auszufüllen und zu beanspruchen geeignet
1st?!