Rembrandt im Verhältniss zu seinen Zeitgenossen. 115
Lebenswandel öffentlich bekannt geworden und gerügt
worden War, und der einigen mit der Stadtverwaltung be-
trauten Herren nicht ohne triftigen Grund als ein Mann
galt, der seine Gläubiger betrogen hatte.
Und wahrlich, Rembrandt war in diesen Jahren nicht
in der geistigen Verfassung, grossartige Zeitgedanken in
bedeutsamen Compositionen zu verherrlichen. Sein Genius
hatte ihn verlassen, er hatte seine Gewissensreinheit ver-
loren und seine Gedanken führten ihn auf abschüssige Bahn.
Uns bleibt am Schlüsse dieser Betrachtung nur die An-
nahme einer Alternative, deren Entscheidung fraglos ist:
Halten wir Rembrandt für das grösseste künstlerische
Genie seiner Zeit und für den Schöpfer jener herrlichsten
Kunstwerke, welche unter seinem Namen begriffen werden,
dann müssen wir die damalige Culturblüthe Hollands in
ihrer Wurzel leugnen; thun wir dies aber in Rücksicht auf
schwerwiegende Gründe nicht, so können wir, gerade von
diesem grossen Gesichtspunkte aus, nicht ferner behaupten,
dass Rembrandt der Autor jener bedeutendsten, vom Geiste
der Zeit erfüllten Meisterwerke gewesen ist.