Zur Charakteristik
Rembrandfs.
109
und da die Notariatsacten das, was die alten Biographen
über ihn erzählen, im schlimmen Sinne Weit übertreffen,_
so ist es offenbar, dass jene Bilder und Radirungen ethischen
Gehaltes, wie z. B. der "Segen Jacobs" und- die "Kranken-
iheilung", aus Rernbrandfs Geiste heraus überhaupt nicht
verstanden
werden
können.
Rembrandfs
Leben.
und
Charakter
ist
der
reichende
und
zwingende
negative
Beweis
gegen
seine Autorschaft an jenen Bildern.
Der Rembrandt-Begriff, wie er sich im Laufe der Zeit
herausgebildet hat, fällt durch die eingehende Forschung
und
Kritik
sich
selbst
ZUSELHIIDGIL
Rembrandts Unglück war seine mangelhafte Erziehung,
Welche ihn nicht befähigte seiner Leidenschaft und seiner
Begehrlichkeit Schranken zu setzen, die ihm nicht die
feinen Ehrbegriffe, nicht jene Summe guter Gewöhnungen
mit auf den Lebensweg gab, die es ihm ermöglicht hätten,
gleich einem Rubens und van Dyck sich auf der Höhe des
Lebens zu bewegen und sich Achtung und Ruhm zu er-
werben und dauernd zu erhalten. Es War schade um ihn.
Aber
an der Beurtheilung der historisch
unser Bedauern darf
erwiesenen
Thatsachen
nichts
ändern.
Denn um die Frage handelt es sich ja, Welcher Geist
jene Werke geschaffen hat, da dieselben aus Rembrandts
Geist nicht hervorgegangen sein können und er auch im
Uebrigen weder die Zeit noch die Möglichkeit besass, die
grosse Zahl dieser Kunstwerke in seiner beschränkten
Arbeitszeit hervorzubringeil. handelt sich darum, den
Autor dieser Kunst-Schöpfungen zu finden, um dieselben
aus dessen Geist heraus, d. i. ihrem Dasein nach, zu
erklären, zu erläutern und Womöglich rückhaltslos zu ge-
niessen.