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Theil.
Capitel.
zahlen,
was
im
Falle
seiner
Verheirathung
laut
Testament
geschehen musste.
Nach der Meinung C. Lemckes heirathet er nicht, "aus
Furcht, eine zweite Saskia nichth mehr zu finden", und
weil er seinem kleinen Söhnchen keine Stiefmutter geben
WOlltäI)
Man kann indessen nicht Wohl annehmen, dass das
Concubinat, in welchem Rembrandt fortlebte, in päda-
gogischer Beziehung auf seinen Sohn günstiger eingewirkt
haben sollte als eine eventuell von ihm eingegangene zweite
Ehe. Welchen Eindruck müssen die Ereignisse des Jahres
1654 auf die Seele des 13 jährigen Knaben gemacht haben?!
Bevor Cornelia in diesem Jahre geboren wurde, entbot
der Kirchenrath der niederdeutschen Gemeinde Hendrickje
Stoffeis vor sich, Weil sie sich „1nit Rembrandt, dem Maler,
in unzüchtigen Lebenswandel eingelassen habeWg) Sie kommt
zwar erst nach der vierten Aufforderung, aber sie erscheint
doch! und ist also nicht im Stande, sich dem in jenem
Kirchenrath verkörperten öffentlichen Gewissen und der
praktisch gewordenen versittlichendeil Tendenz der cai-
Ninistischen Kirche zu entziehen. Sie wird nun "Wegen
ihres unsittlichen Lebens mit ihrem Herrn ernstlich er-
mahnt
und
gestraft
und
VOII
dem
heiligen
Abendmahl
geschlossen".
Hier trifft nicht zu, Was C. Vosmaer in seinem Werke
über Rembrandt emphatisch ausruft: „Hätte dieses Mädchen
1) Titus war 1641 geboren und i. J. 1654- also 13 Jahre alt ge-
worden.
2) Nach Kramm erhielt Rembrandt selbst vermuthlich deshalb keine
Vorladung, weil er einer änderen Religionsgesellschaft angehörte, nach
Baldinucci den Mennoniten.