I. Theil. V. Capitel.
lässigen Quellen entsprechend, dargestellt wurden, so
wie aus Rembrandts jeweiligem Verhalten geht hervor, dass
er der ideale Mensch und der hochstehende Charakter nicht
gewesen ist, als welcher er von Koloff ab von unseren
Kunsthistorikern geschildert worden ist. Man hat diesen
edlen, schönen Charakter, die hohe, starke und liebevolle
Seele aus den ihm zugeschriebenen Historienbildern und Ra-
dirungen hochethischen Inhaltes herausgelesen und alle gegen-
theiligen Meinungen und Nachrichten über den Menschen
Rembrandt verworfen, weil man mit Recht annahm, der
Künstler "Rembrandt" und der Mensch dieses Namens
könnten nicht zwei ganz verschiedene Seelen besessen
haben, sondern diese Kunstwerke müssten die Producte
einer einheitlichen, hochgestimmten, reinen Seele gewesen
sein und eben deshalb könne Rembrandt nur einen
schönen, wohlgebildeten und guten Charakter
edlen,
besessen
haben.
Diese Ansicht hatte so lange ihre vollgiltige Berech-
tigung, als keine authentischen Beweise dafür vorhanden
Waren, dass der Mensch Rembrandt jenem aus den
Kunstwerken construirten edlen Charakter nicht entsprach.
Die Beweise aber für das Gegentheil der schönen An-
nahme
sind
erdrückend.
Und dennoch behält Koloff im Allgemeinen Recht, als
Menschenkenner und Idealist. S olche Werke können
nur aus einem einheitlichen, grossen und guten Geiste
entsprungen sein, und es ist ein Hauptzvveek meiner Arbeit,
dies endgiltig zu erweisen und die scheinbaren Widersprüche
dieser Behauptung hinsichtlich Rembrandts zu lösen.
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