Das Leben RembrandVs. 85
verpflichtet er sich, ihm ein Viertel seines Verdienstes von
seiner "für das Stadthaus zu liefernden Malerei" abzugebenf)
sowie die Hälfte von allem anderen, das er durch Malerei ver-
dienen werde, vom Januar 1668 ab, bis die Schuld getilgt ist.
Leider wird diese Schuld aber durch Rembrandt nie-
mals getilgt, denn Rembrandt malt und zahlt auch ferner
nicht. Bei Betrachtung dieser Thatsachcn erscheint uns
Rembrandt nach und nach als ein ganz anderer, als der,
den wir bisher in "seinen Werken" schätzten. Er scheint in
seiner letzten Lebenszeit keine Freude mehr an der Arbeit
gehabt zu haben, malt nur noch höchst wenig und das
wenige skizzenhaft.
Seine Stimmung war umdüstert, krankhaft 0b er
körperlich krank war, lässt sich nicht feststellen. Wem
es tröstlich ist, dies zu seiner Entschuldigung anzunehmen,
der möge es thun! Diese Annahme gäbe eine Erklärung
für seine geringe Leistungsfähigkeit, und seine Handlungs-
weise gegen van Ludick würde alsdann milder beurtheilt
werden können. Nehmen wir dagegen an, er sei gesund
und kräftig gewesen und habe thatsächlich gemalt, aber alle
ihm aus seiner Arbeit zufliessenden Geldbeträge unter-
schlagen, so müssen Wir Rembrandt für einen unver-
besserlichen, ordinären Betrüger halten.
Der langmiitliige van Ludick, der von vorn herein auf
eine Verzinsung der 1200 Gld. keine Ansprüche erhoben und
sich sodann 5 Jahre mit dieser Geldangelegenheit herum-
geärgert hatte, bekommt die Geschichte endlich satt, ver-
1) Rembrandt mag sich vielleicht im Jahre 1662 bemüht haben,
einen Auftrag für die zur Ausschmückung des kleinen Kriegsrathssaales
des Stadthauses geplanten Malereien zu erhalten, er ist jedoch mit einem
solchen nicht betraut worden.