Die
Madonnen
RafTaePs.
ilt Vafari als gut unterrichtet, fo haben die Schlachtcartons
Leonardos und Michelangelds, deren Ruhm die weiteften
Künftlerkreise durchdrang, den jungen Raffael nach Florenz
Vgelockt. Offenbar ist aber die Quelle der Behauptung
E16)- nur der Wunsch Vafaris, den Wechsel im Schicksal feines
Helden mit einem grofsenhEreigniffe zu verknüpfen, ein Verfahren,
welches der hiftorifchen Kunfi: beffer entfpricht als der hiftorifchen
Wahrheit. Raffaefs Beziehungen zur Horentiner Kunft find älter als
die Schlachtcartons, deren Vollendung in das Jahr 1505 angefetzt
wird. Dafs Raffael den Reiterkampf Leonardois zum GegenPcande feiner
Studien gemacht hat, beweisen Hiichtige Skizzen, welche er nach
demfelben entworfen. ü) Der hieroifche Stil, der grofse plaftifche Zug
jener Werke lag aber von feinen knächiien Zielen weit ab. Wohl übten
Michelangelo und namentlich Leonardo auf den jugendlichen Künitler
nlachtigen Einflufs, aber nicht durch die Schlachtcartons, fondern durch
ihrer, leichteren Schöpfungen, die Madonnenbilder z. B., welche ihm den
Wohllaut der einzelnen Geftalten, die. Kunft freier Gruppirung in einem
neuen Licht offenbarten und zu einer Aenderung der Typen, zu einer
Wandlung der Zeichenweife anregten. Raffael betrieb in feinen Horen-
tiner Jahren überwiegend die Tafelmalerei. Die technifchen Fortfchritte,
welchen fo viele tüchtige Kräfte in Quattrocento eifrigft nachgegangen,
wurden in diefer Kunfigattung am glänzendften verwerthet. Befonders
feitdem Leonardo dieiftaunenden Genoffen in die Geheimniffe unendlich
reizender Farbenpoefie eingeweiht, fliegen die Oelgemälde zu nicht ge-
ringein Anfehen empor. Die Nöthen und Wirren der Zeit engten über-
diefs die fonil fo reiche Pflege der Wandmalerei ein; kaum dal's da und
dort eine Kirche oder ein Klofier für wenig Geld und gute Worte bei
einem Maler ein monumentales Werk beflellten und das in glücklicheren
Zeiten Begonnene zu Ende führen liefsen. Der Ueberfchufs der Kunft-
Oxford
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Dresden