Volltext: Bis zum Tode Julius II. (Bd. 1)

ST  EN 
FÜR 
DEN 
DOM 
SIENA. 
Schon im Jahre 1485 wurde der Bau der Kapelle begonnen, der plaitifche 
Schmuck derfelben fpäter dem Pietro Torrigiano, demfelben, der als 
Jüngling durch einen Fauftfchlag Michelangelds Nafe für immer platt- 
gedrückt hatte, übergeben. Als diefer aber den Künftlerkittel mit dem 
Soldatenrocke vertaufchte und der Fahne Cefare Borgias folgte, betraute 
der Cardinal mit der Fortfetzung des Werkes Michelangelo, wahrfcheinlich 
unter Vermittlung Jacopo Gallis. Wenigitens leiftete diefer abermals 
in dem Vertrage ( 5. Juhi 1501) für den Künftler Bürgfchaft. Der Vertrag,  
von Michelangelo nachträglich (I9. Juni) in Florenz unterfchrieben, band 
nach der Sitte der Zeit den Künftler eng und feft. Fünfzehn kleine Figuren, 
aufser Apofteln und Heiligen noch Chriftus und zwei Engel, den 
Maafsen, welche Meifter Andrea aus Mailand, offenbar der Unternehmer 
und Zeichner des ganzen Werkes, angegeben hatte, entfprechend, 
beflellte der Cardinal. Das Material follte weifser fleckenlofer Marmor 
fein und die Arbeit wenn möglich noch beffer räs die man heut- 
zutage in Rom nehtr. Sobald zwei Figuren fertig lind, follen fie 
von erfahrenen Meiftern geprüft, das ganze Werk aber binnen drei Jahren 
vollendet werden. Aufserdem verpHichtete fich Michelangelo, an einer 
von Torrigiano begonnenen Figur des h. Franciscus das noch fehlende 
Gewand und den Kopf zu ergänzen. Als Preis wurden 500 Ducaten 
ausbedungen, hundert Ducaten noch vor Beginn der Arbeit,. das übrige 
Geld nach Maafsgabe des Fortfchrittes derfelben bewilligt, So feft und  
genau diefe Beftimmungen auch lauten, fo übten fie dennoch keine bin- 
dende Kraft aus. Nach drei Jahren hatte Michelangelo erft vier Figuren 
(die heil. Petrus, Paulus, Pius und Gregorius) fertig geflellt. Obgleich 
der Vertrag mit den Erben des Francesco Piccolomini (_I I. October I 504) 
erneuert und die Frilt verlängert wurde, fo nahm das Werk feitdem 
dennoch keinen Fortgang mehr. Noch nach fechzig Jahren (1561) dachte 
Michelangelo forglich daran, dafs es an der Zeit fei, die Angelegenheit Anm, 
mit den Erben zu regelnß) Die Natur des Gegenftandes mochte ihn 
wenig gelockt und ihm das Aufgeben des Werkes leicht gemacht haben. 
Das gröfste Hindernifs war aber jedenfalls eine neue zufagendere Beftellung, 
welche er kurz darauf erhielt. 
T 
Die Vorfteher des Florentiner Domes, die Confuln der Weberzunft, 
hatten im Hofe der Bauhütte feit langen Jahren einen verhauenen Riefen- 
ä) 
Vgl. 
arte 
M i l a n e s i 
Documenti 
Sanese III. 
6 2 7  
dell' 
Brief 
p. 6 I 5 , 6 I 6 , 
per 1a storia. 
2 5 und den 
Michelangelds an feinen Neffen- Lio- 
nardo bei Milanesi N0. CCCXXXI.
	        
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