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RAFFAEL
UNI)
MICHELANG ELO.
II) Das Porträt RaffaePs in der Schule von Athen mufs immer noch als die
ficherfle Urkunde für die aufsere Schilderung Raffaels gelten, da wenigflens
die Umriffe intact geblieben find, während das Selbflporträt in Florenz
allerdings durch Reinigung und Uebermalung viel von dem urfprünglichen
Charakter verloren hat. Die vollfländige Aufzählung der Raffaelfchen
Selbllporträts giebt Ruland in feinem Windforcataloge. Dafs das Porträt
im Befitze des Fürflen Czartoriski (Paris) weder Raffael darllelle, noch
von Raffaels Hand gemalt fei, darüber kann kein Zweifel herrfchen.
Eben fo wenig begründet erfcheint die Anficht, nach welcher es die Züge
des Herzogs von Urbino Francesco della Rovere an fich tragen foll.
I)ie gezwungene Haltung befonders der Hände laffen in der That auf
ein Selbllbildnifs fchliefsen. Mit Rückficht auf die Schilderung bei Vafari
(V. 246) wird in demfelben das Bildnifs des Palma vecchio vermuthet.
(Gaz. d. b. a. 2d p. XXVII. I4.)
12) Die 'l'afel mit den Tontheilen und 'l'onverhältniffen findet in zahlreichen
Schriften des XV. und XVI. jahrh. ihre Erklärung. Aufser von Albe rti
(de architectura 1. IX. und Marfilius Ficinus (p. 1207 ff.) werden
die 'l'0nverhältniffe auch von P oliti an (przelectio cui titulus Panepillemoxi)
und ausführlich von Calcagnini (epp. V. p. 71) behandelt.
r) Beide in Sta. Maria del popolo bewahrte Bilder, das Porträt ]ulius' II.
und die Madonna di Loreto befanden f1ch_ 159 5 im Befitze des Cardinals
Sfondrati. Dann folgt in der äufseren Gefchichte der beiden Bilder,
deren Aufhellung namentlich für das Verhältnifs der beiden Horentiner
Exemplare des Papftporträts wichtig wäre, eine grofse Lücke. Stammt
das Pittiexemplar aus dem Nachlafse Sfondratfs," dann war es das
urfprtinglich in der Kirche M. del popolo aufgeflellte Werk und fein An-
fpruch auf Originalität würde entfchieden gefleigert. Ueber Sfondratis
Sammlung berichtet L. Ulrichs in Lützow's Zeitfchrift fb. K. Bd. V. S. 49.
2) Gleichfalls in die erflen römifchen jahre fällt die fog. Aldrobrandinifche
Madonna oder Mad. des Lord Garvagh in der Londoner Nationalgalerie.
Die Madonna fltzt vor einem Pfeiler mit dem Chrillkind auf dem Schoofse,
welches von dem rechts ftehenden Johannes eine Nelke empfangen hat.
Dankbar blickt die Mutter auf den kleinen Geber und zieht ihn mit
dem linken Arme heran. Vafari (Xll. 30) befchreibt die Madonna
del diyino amore genau und giebt als Befleller den Lionello da Carpi an.
3) Die mit allgemeinem Beifall begrüfste Hypothefe, clafs die Bilder in den
fpäteren Stanzen das Lateranische Concil verherrlichen, geht auf H. Hettner
zurück, welcher in feinen Italienifchen Studien 1879. S. 213 folgende
Sätze aufflellte: nDas Lateranifche Concil ifl einer der glänzendflen und