ANMERKUNGEN
UND
BELEGE.
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Von den Gaflfreunden Bramantds waren zwei an der Ausmalung der
Stanzen mitthätig. Die von Vafari mitgetheilten Namen fmd nicht nur
theilweife falfch (den Abt von S. Clemente hat Milanefi (Vafari IV 227)
vollfiändig aus dem Dafein geilrichen), fondern auch unvollftändig. Zur
Zeit Iulius II. arbeiteten u. a. ein Laurentius pictor (Lorenzo Lotti?) und
]an Ruyfch im V atican.
Der Antheil Sodoma's an den Fresken in der Stanza della Segnattlra
befchränkt ilCll gegenwärtig aufser der ornamentalen Gliederung der Decke
auf vier kleine Doppelfcenen, theils grau in grau, theils farbig auf Gold-
grund, welche, in gefchweiften viereckigen Feldern gemalt, die Rundbilder
Raffaefs verbinden und auf das Mittelftück, ein Achteck mit Putten,
welche das Wappen des Papftes halten. Doch ilt in Bezug auf das
letztere Bild die Vermuthung ausgefprochen worden, dafs es der Reft
der Decoration fei, welche Melozzo da Forli unter Papft Sixtus IV. hier
gefchaffen hat. Die Doppelfcene über Salomons Urtheil zeigt unten auf
Goldgrund eine mit ihrem Kinde fpielende Frau vor einem ausgefpannteir
Zelttuche, hinter ihr eine Frau, die einen Gegenitand in die Höhe hebt.
Rechts reitet ein nacktes Knäblein auf einem Thiere durch das Waffer,
darüber grau in grau Kampf zwifchen Fufsfoldaten und zwei Reitern.
Ueber dem Sündenfalle, unten: Ein nackter weifsbärtiger Greis iit an
einen Baumflamm angebunden und wird von einem fliegenden Amor
mit dem Pfeile bedroht; hinter dem Greife im Rücken gefehen ruht eine
Frau. Oben: ein Krieger auf dem Throne, von einer Gruppe halbnackter
Männer umgeben. Ueber Apollds Wettftreit mit Marfyas unten: ein
nackter behelmter Mann vor einem Ambos das Geficht dem ihm ent-
gegenliiegenden Amor zugewendet, neben einem kahlen Baume. Im
Hintergründe ift noch eine Figur fichtbar. Oben reine Opferhandlung.
Ueber der Aftronomie, unten: ein nackter Mann frtzt am Fufse eines be-
laubten Baumes, ihm gegenüber fährt auf einer Mufchel eine nackte Frau
(Venus) mit fegelartig ausgebreitetem Schleier über einen Strom. Oben:
Victoria krönt einen Krieger, welchen eine zahlreiche Soldatengrtilnlae
umgiebt. Die Deutung der einzelnen mythologifchen Scenen fleht noch
nicht fett. Klar ift nur im Allgemeinen, dafs in den Gemälden der
Triumph der Liebe und des kriegerifchen Ruhmes verfmnlicht wird, und
dafs die Verbindung diefer beiden Motive eine Anfpielung an den grofsen
Namensgenoffen des Papiles, an den römifchen julius in fich fchliefst.
Nach einer im Archivio della societa romana di storia patria II. 486
mitgetheilten Urkunde übernahm Agoistino Chigi noch am I5. October
1508 die Bürgfchaft, dafs Sodoma für eine bereits empfangene Summe
von 50 Ducaten win cameris Papae superioribusx Gemälde ausführen werde.
Die zur Disputa gehörigen Handzeichnttngen zerfallen in zwei Gruppen:
Entwürfe zu gröfseren Theilen der Gefammtcompofition und Skizzen und