ANMERKUNGEN
UND
BELEGE.
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ohne mannigfachen Widerfpmch, zugefchrieben wird. Auch Perugino und
Pinturicchio treten auf den Plan. Leugnen läfst fich nicht, dafs die
Federzeichnung einen fremdartigen Charakter befitzt. Am auffallendften
erfcheint der gefpreizte Daumen, der grofse Zwifchenraum zwifchen
Daumen und Zeigefinger, der geknickte kleine Finger. Auch die Falten
find anders als gewöhnlich bei Raffael gelegt, mit Augen verfehen,
knittriger im Charakter. Diefe Merkmale wiederholen {ich übrigens bei
mehreren anderen Blättern (Louvre Br. 250, Uffizi Br. 501 u. a), welche
dann gleichfalls, wenn das Blatt in der Albertina nicht Raffael gehört,
diefem abgefprochen werden müfsten. Wunderbar wäre es nicht, dafs
fich Raffael in der erften Zeit, als er noch in Peruginds Werkftätte
weilte, nach fremden Vorlagen richten mufste, nicht weil er unfähig
war, felbftändige Compofitionen zu entwerfen, fondern weil es der
Befleller fo wollte. Das Tafelbild in Berlin bleibt jedenfalls Raffaels
Werk. Diefes beweiit der landfchaftliche Hintergrund, die Thurm-
bauten, welche auch auf anderen Zeichnungen (Oxford Br. ro, Louvre
Br. 2 55) und Gemälden (Predella mit der Verkündigung auf dem Bilde
der Krönung Mariae) wiederkehren. (Ich verfuchte die Bilder und Zeich-
nungen aus der Jugend Raffaefs bis 1508 nach den landfchaftlichen
Hintergründen zu ordnen, um vielleicht eine Handhabe für die Chrono-
logie zu gewinnen. Das letztere ifl mir bis jetzt nicht gelungen und
ich glaube auch nicht, dafs Raffael immer erft ein landfchaftliches Motiv
vollitändig ausbeutete, ehe er zu einem anderen überging. Immerhin
liefsen fich mehrere Hauptmotive, die für Raffael charakteriftifch find
und in den einzelnen Zeitabfchnitten vorherrfchen, entdecken. Die ein-
gehende Erörterung des intereffanten Gegenitandes bleibt einer Special-
ftudie vorbehalten.) _
Aehnlich wie mit der Madonna mit den zwei Heiligen verhält es
{ich mit der Madonna Solly, welche ebenfalls in der Berliner Galerie
bewahrt wird. Die Madonna (Halbügur) lieft in einem Buche, welches
fie in der Rechten hält und unterflützt mit der Linken den Fufs des auf
ihrem Schoofse fitzenden Chriftkindes. Diefes fpielt mit einen Stieglitz,
hält aber die Augen auf das Buch gerichtet. Der Hintergrund zeigt
links einen bewachfenen Hügel, mit fünf dünnen Bäumchen bepflanzt,
rechts leicht anlteigendes grünes Gelände. Der Ausgangspunkt der Com-
pofition ift in einer Federzeichnung im Louvre (Br. 2 50) zu fuchen, welche
nicht blos in der Zeichnung der Hände und des Kopfes von Raffaefs
fonft üblicher Weife abweicht, fondern auch in Einzelheiten von dem
Gemälde fich unterfcheidet. Das Chriftkind faltet z. B. auf der Zeichnung
die Hände, während es auf dem Bilde in der Linken den Vogel, in der
Rechten den Faden hält, an welchem jener befeftigt ift. Wenn in der
Madonna Solly (in dem fpielenden Kinde) ein Zug angedeutet wird,