1290 VH. DIE STANZA
D'ELIODORO.
Yorhang im Hintergründe endlich trägt viel dazu bei, die vorderen
Figuren in hellem Lichte erfcheinen zu laffen. Auf den "Accord der drei
Grundfarben, fo möchte man fagen, hat Raffael die Madonna mit dem
Fifche gefiimmt.
Aehnlich verfuhr er, als ihm der Cardinal di Santi Quattro, Lorenzo
iPucci, 1513 den Auftrag gab, für die Kirche S. Giovanni in Monte bei
Bologna ein Altarbild zu malen. Das Werk, der Hauptfchatz der Bolognefer
Pinacoteca, zeigt die heilige Cäcilia, von vier Heiligen umgebenfk) Nach
einem früheren Entwurfe hat Marcanton die Scene geftochen. (Fig. 70.)
"Die allgemeine Anordnung hat, wie wir daraus erfehen, Raffael fchon
frühzeitig fefigeftellt, in der Wendung der Köpfe, im Charakter und im
Äusdruck dagegen, als er das Gemälde ausführte, noch grofse und über-
aus glückliche Aenderungen befchloffen. Die jugendlich fchöne, chrift-
"liche Schutzgöttin der Muflk hat ihr Spiel in Gegenwart der Freunde
vollendet. Da tönt der Wiederhall vom Himmel herab. Sechs Engel,
-auf dem Wolkenrande fitzend, haben die Melodie aufgegriffen und als
Gefang weitergeführt. Die Wirkung diefer himmlifchen Muflk fchildert
Raffaefs Bild. (Fig. 71.)
Unter dem Eindruck der Engelstöne verftummen die Heiligen auf
ErdenÄ Cäcilia hält die Orgel nur mechanifch in den Händen und horcht
verzückt, Kopf und Augen nach oben gerichtet, auf den Gefang. Ganz
anders empfindet der Apoftel Paulus links von ihr den Eindruck. Er
{iützt die Rechte auf die linke Hand, welche den Schwertgriff gefafst
hält, hat das Kinn in die rechte Hand gelegt, den Kopf geneigt und ift
in tiefftes Nachfmnen verfunken. Cäcilia und Paulus erfcheinen beide
der Wirklichen Welt entrückt, die eine in der Emphndung empor-
fchwebend, der andere ganz in {ich vertieft. In anmuthigern Contrafte
zu beiden Geftalten drückt die heilige Magdalena mit der Salbbüchfe in
der Hand zur Rechten Cäcilizfs die offene Genufsfreude aus. Sie blickt
mit ihren grofsen dunklen Augen ruhig aus dem Bilde heraus; eine ein-
fach mächtige Schönheit, welche flch nicht aus dem Gleichmaafs der
Empündungen bringen läfst. In zweiter Linie, fo dafs nur die Köpfe
hervorragend wirken, ftehen die Heiligen Johannes der Evangelift und
Augufiinus (Petroniusi). Sie wenden abweichend vom erften Entwurfe
einander die Geflchter zu und fprechen in ihren Mienen die Theilnahme
und innere Ergriffenheit aus. Bewunderungswürdig wie die Vollfiändigkeit
der Empfindungsfcala ift auch die feine Gliederung der Stimmungen.
Stich von Kohlfchein.
Die Sepiazeichnung im
Privat-
fcheint
fein.
beütz in Paris (Br. 400)
dem Stiche gemacht zu
nach