VII.
Die
Stanza
d'E1i0d0r0.
z; Pigfnäjäüe Wandgemälde in der Stanza della Segnatura fchneiden
fcharf und tief ein in den Entwickelungsgang RaffaeFs.
Selbft das ältefte derfelben fetzt eine vollkommene Wand-
mdg lung des Anfchauungskreifes und der Formenwelt voraus,
lße-"MVQ" und läfst als felbfcverftändlich einen durchgreifenden Wechfel
im äufseren Leben des Künftlers vorangehen. Eine fo genaue Grenz-
linie zwifchen der Horentiner und römifchen Periode kann bei den
Tafelbildern nicht gezogen werden. Nur langfam verhallen die liebge-
wonnenen florentiner Stimmungen, und längere Zeit währt es, ehe die
neuen römifchen Einilüffe hier zu unbeftrittener Herrfchaft gelangen. Hier
ftöfst man am eheften auf eine Art von Uebergangsltil, welcher nur all-
mählich in die neue Weife fich einlebt, wenigfiens in Einzelheiten an den
älteren Gewohnheiten fefthält. Madonnenbilder aus den erlten römifchen
Jahren geben uns darüber guten Auffchlufs.
Zuerft ändert fich der landfchaftliche Hintergrund. Der Horizont
geht zurück, fo dafs das Auge über weite, in leichten Wellen bewegte
Flächen Greift; an die Stelle der mit fpärlichen Bäumen befetzten Hügel
itreten fchön gefchwungene Bergzüge, antike Ruinen krönen die nächften
Höhen oder bilden Wohl auch den unmittelbaren Schauplatz des Vor-
ganges. Das liebliche, aber den Eindruck leicht zerfplitternde Einzel-
leben tritt gegen die charakteriftifchen Linien in der Landfchaft zurück,
wie es in Wirklichkeit in Roms Umgebung beobachtet wird. Es wäre
wunderbar gewefen, wenn die Zauber der römifchen Natur Raffael nicht
alsbald gefangen genommen hätten. Auch im Chriftkind verfpürt man
den Einflufs der römifchen Luft. Die Formen werden voller und kräf-
tiger, die Bewegungen kühner und freier; zuweilen erfcheint das Kindes-
alter Chrifü und Johannes mit dem Knabenalter vertaufcht, der rundliche
Körper in einen anmuthig fchlanken, wie ihn die Nähe der Antike lieben
lehrt, verwandelt. Am längften widerfteht der Kopf der Madonna den
neuen Anregungen. SelbPc nachdem ihr Leib bereits Pcattliche und