ÜBERGABE
DER
GESETZBÜCHER.
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rechnendem Vorbedacht ifi zu bemerken, vielmehr empfangen wir den
Eindruck, dafs die Frauen, als fle {ich niederliefsen, den Mantel, wie es
die Freiheit der Bewegung und die Bequemlichkeit der Lage erheifchte,
ordneten, hier ihn fallen liefsen, dort den Saum aufzogen und den Zipfel
über den Schoofs warfen. Vor Allem aber entzückt der äufsere Umrifs
der Compoiition. Dem Halbkreife, welcher die Fläche einfchliefst, folgend,
iieigt auch das Bild in der Mitte empor. Innerhalb diefer allgemeinen
Begrenzung werden aber die Geftalten von einer reizenden Wellenlinie
umfchrieben, welche bei dem Genius in der linken Ecke beginnt und
dann Pcetig fteigt und finkt, bis fie auf der rechten Ecke ihren Abfchlufs
findet.
Rechts und links vom Fenfter fmd zwei gleichartige, innerlich wenig
bewegte Scenen gefchildert, in welchen wohl diePorträttreue der dar-
geftellten Perfonen von allem Anfange das gröfste Intereffe erregte. Auf
der fchmaleren linken Fenfterfeite übergiebt Kaifer juftinian dem Tre-
bonianus das Gefetzbuch. Der Kaifer, in den Purpurmantel gehüllt, den
Lorbeerkranz auf dem Kopfe, den Herrfcherftab in der Rechten, fitzt
auf einem einfachen antiken Stuhle und reicht dem vor ihm demüthig
knieenden Rechtsgelehrten das Buch. Die Enge des Raumes macht die
Bewegung des Kaifers unfrei und drängt auch die fechs Männer, welche
fein Gefolge bilden, gar zu dicht an einander.
Reicher entfaltet {ich der Vorgang auf der anderen, breiteren Seite.
Der Papft, der die markigen Züge Julius II. tragt, thront in einer mit
Pilaiiern gefchmückten Nifche. Zwei Cardinäle, in Purpnr gekleidet,
fchlagen den fchweren goldgeftickten Mantel zurück, fo dafs die Arme
deS Papfies frei hervorkommen. Mit der Rechten ertheilt er den Segen,
mit der Linken überreicht er die Decretalen dem vor ihm knieenden
Advocaten des Coniifioriums. Links im Hintergründe ftehen zwei Car-
Clinäle, offenbar Porträts aus der Umgebung Julius" II., deren Namen
auch Vafari anführt; über dem Kopfe des Advocaten, deffen Typus noch
Jahre lang im Gedächtnifs Raffaels haften blieb, werden drei weitere
Perfonen Iichtbar, ein Mönch mit gutmüthig befchränktem Ausdrucke,
dann aber noch zwei Charakterköpfe von echt nationalem Typus, mit
energifch gefchnittenen Zügen, aus welchen man eine ganze Gefchichte
herauslefen kann.
Skizzen zu beiden Darflellungen,
Imt der Feder gezeichnet und mit Bißer
lavirt, beünden floh im StädePfchen
Mufeum in Frankfurt. (Ph)