Volltext: Bis zum Tode Julius II. (Bd. 1)

ANKUNFT 
ROM. 
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wanderte, wie hätte von allen ftrebfamen fchaffensdurfligen Künftlern 
Raffael allein {ich fpröde verhalten und gleichgiltig zurückbleiben follen? 
Stand er? auch nicht in fo nahen Beziehungen zu Bramante, wie Vafari 
glauben machen will, fo war er ihm doch gewifs durch Perugino, der 
in Bramantds Haufe verkehrte, empfohlen. Vielleicht hat fogar Perugino 
felbfl die Aufmerkfamkeit auf feinen jugendlichen Schüler gelenkt. Raffael 
trat alfo in keinen fremden Kreis ein, als er fich den im Vatican be- 
fchäftigten Künftlern anfchlofs. 
Ueber den Zeitpunkt, wann diefes gefchah, find wir wenigftens un- 
gefähr unterrichtet. Raffael befand {ich vor dem 5. September 1508 in_ 
Rom. An diefem Tagekfchrieb er an den Maler und Goldfchmied Fran- 
Cegscgdfrancia in Bologna einen Brief aus Rom, deffen Hauptftellen auch 
aus anderen Gründen mitgetheilt zu werden verdienen: 
vSoeben empfange ich durch Bazzotto Euer Bildnifs, wohlerhalten 
und unbefchädigt, wofür ich Euch meinen beften Dank fage. Es ift fehr 
fchön und fo lebendig, dafs ich mich manchmal täufche und glaube vor 
Euch in Perfon zu ftehen und Eure Worte zu vernehmen. Ich bitte um 
Nachficht und für den Auffchub der Sendung meines Portraits um Ver- 
zeihung. Ich konnte es wegen meiner wichtigen und unabläfsigen Be- 
fchäftigungen bis jetzt noch nicht eigenhändig malen, wie unfere Verab- 
redung lautete. Zwar hätte ich es von einem meiner Gehilfen (da qualche 
mio giovane) gemacht und von mir übergangen fchicken können. Allein 
das ziemt {ich nicht, oder vielmehr es würde fich ziemen, um zu zeigen, 
dafs ich nicht das Eurige zu erreichen vermag. Habt daher, ich bitte 
Euch, Nachficht mit mir, denn Ihr werdet auch fchon manchmal erfahren 
haben, was es heifst, feiner Freiheit beraubt zu fein und im Herrendienfte 
zu leben u. f. War 3:)  
Wir erfahren aus diefem Briefe nicht allein das befreundete Verhält- 
nifs, inrfwelchem Raffael zu dem Bolognefer, von Michelangelo bekanntlich 
über die Achfel angefehenen Maler ftand, fondern gewinnen durch den- 
felben auch Einblick in das Leben Raffaels in Rom. Er ifl Verpflichtungen 
eingegangen, welche feine ganze Zeit und Kraft in Aäpfirbh nehmen und 
ihn verhindern, fein Portrait eigenhändig zu malen. Diefe Schilderung 
fetzt die Uebernahme einer grofsen, langwierigen Arbeit voraus. Denn 
wenn es fich nur um einzelne Staffeleibilder, etwa Madonnendarftellungen 
gehandelt hätte, müfste man Raffael einer argen Uebertreibung zeihen. 
Raffael befafs weiter nach Ausfage des Briefes Qehilfen, die an feiner 
 Zuerft 
publicirt. 
von Malvaüa 
der 
Felfma Pittrice 
1673 
nach 
einer Abfchrift
	        
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