RUF
NACH
ROM.
195
ßBramante von Urbino, der in den Dienften julius" II. ftand und mit
Raffael entfernt verwandt und fein Landsmann war, fchrieb ihm, er hätte
feinetivegen mit dem Papfte verhandelt, der einige Zimmer habe neu
herrichten laffen, in welchen er feine Stärke in der Kunft zeigen könneß
Vafarfs Worte finden von anderer Seite vollkommene Beltätigung. Es
fteht feft, dafs {ich um Bramante ein Künftlerkreis in Rom gefammelt
hatte, und dafs Bramaiite Einflufs und Anfehen genug befafs, um Künftler
zur Wanderung nach Rom zu beitimmen. Auf Temanzas Zeugnifs im
Leben Jacopo Sanfovinds zwar kann man kein Gewicht legen. Er wieder-
holt nur Vafarfs Erzählung: Sanfovino erhielt auf Bramantes Verwendung
eine Wohnung in der Leonina im Palaft des Cardinals von San Clemente,
Domenico della Rovere, wo auch Perugino Quartier hatte, und verkehrte
fleifsig mit Luca Signorelli, Bramantino, Pinturicchio und Cefare Cefariano.
Unabhängig von Vafari fchildert aber ein Schüler Peruginds, Giambattifta
Caporale, die freundfchaftlichen Zufammenkünfte bei Bramante, an welchen
Perugino, Luca Signorelli und Pinturicchio theilnahmen. Für die andere
dem Bramante von Vafari in den Mund gelegte Behauptung, der Papft
laffe (im Vatican) einige Zimmer herrichten, in welchen Raffael feine Kunft
Zeigen könne, tritt Francesco Albertini als Bürge ein. In deffen Mirabilien,
1509 gedruckt, heifst es in dem Kapitel von den päpftlichen Paläften:
vDa giebt es ferner (im Vaticanifchen Palafte) Gemächer und Kammern
mit mannigfachen Bildern von vortrefflichen Malern im Wetteifer ge-
fchmückt und in diefeni Jahre wieder hergefielltmr Wer waren die vor-
trefflichen Maler, in deren Kreis Raffael, damals noch fo unberühmt, dafs
Albertini feinen Namen nicht kennt, niemals nennt, eintreten follte? Vafari
giebt auch darüber Kunde. aRaffael, erzählt er, fand bei feiner Ankunft
in Rom, dafs ein grofser Theil der Zimmer im Pallafie bereits gemalt
war, in anderen noch Maler arbeiteten, und zwar hatte Piero della Fran-
cesca in einem Zimmer ein Gemälde vollendet und Luca da Cortona
eine Wandfeite ziemlich fertig, Don Pietro (Bartolommeo) della Gatta,
Abt von San Clemente, in Arezzo einiges begonnen, und ebenfo hatte
Bramantino von Mailand viele Figuren dafelbft gemalt, überwiegend Por-
traits, welche für ganz vorzügliche gehalten werdenwr Vafari bezeichnet
dieZinlmer im Vatican nicht naher, läfst uns alfo irn Zweifel, ob er aus-
fchliefslich die Gemächer meint, in welchen fodann Raffael feine fchöpferifche
Thätigkeit entfaltete. Und auch über den Zeitpunkt, wann alle diefe
Maler im Vatican malten, äufsert er {ich nicht genau. Wahrfcheinlich
flnd gar verfchiedene Gemächer gemeint, gewifs haben nicht alle namhaft
gemachten Meifter gleichzeitig, am wenigftenilalle zufammen bei Raffaefs
Ankunft in Rom hier (gewirkt. Das ift für den im fünfzehnten Jahrhundert
13x