Volltext: Bis zum Tode Julius II. (Bd. 1)

RUF 
NACH 
ROM. 
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ßBramante von Urbino, der in den Dienften julius" II. ftand und mit 
Raffael entfernt verwandt und fein Landsmann war, fchrieb ihm, er hätte 
feinetivegen mit dem Papfte verhandelt, der einige Zimmer habe neu 
herrichten laffen, in welchen er feine Stärke in der Kunft zeigen könneß 
Vafarfs Worte finden von anderer Seite vollkommene Beltätigung. Es 
fteht feft, dafs {ich um Bramante ein Künftlerkreis in Rom gefammelt 
hatte, und dafs Bramaiite Einflufs und Anfehen genug befafs, um Künftler 
zur Wanderung nach Rom zu beitimmen. Auf Temanzas Zeugnifs im 
Leben Jacopo Sanfovinds zwar kann man kein Gewicht legen. Er wieder- 
holt nur Vafarfs Erzählung: Sanfovino erhielt auf Bramantes Verwendung 
eine Wohnung in der Leonina im Palaft des Cardinals von San Clemente, 
Domenico della Rovere, wo auch Perugino Quartier hatte, und verkehrte 
fleifsig mit Luca Signorelli, Bramantino, Pinturicchio und Cefare Cefariano. 
Unabhängig von Vafari fchildert aber ein Schüler Peruginds, Giambattifta 
Caporale, die freundfchaftlichen Zufammenkünfte bei Bramante, an welchen 
Perugino, Luca Signorelli und Pinturicchio theilnahmen. Für die andere 
dem Bramante von Vafari in den Mund gelegte Behauptung, der Papft 
laffe (im Vatican) einige Zimmer herrichten, in welchen Raffael feine Kunft 
Zeigen könne, tritt Francesco Albertini als Bürge ein. In deffen Mirabilien, 
1509 gedruckt, heifst es in dem Kapitel von den päpftlichen Paläften: 
vDa giebt es ferner (im Vaticanifchen Palafte) Gemächer und Kammern 
mit mannigfachen Bildern von vortrefflichen Malern im Wetteifer ge- 
fchmückt und in diefeni Jahre wieder hergefielltmr Wer waren die vor- 
trefflichen Maler, in deren Kreis Raffael, damals noch fo unberühmt, dafs 
Albertini feinen Namen nicht kennt, niemals nennt, eintreten follte? Vafari 
giebt auch darüber Kunde. aRaffael, erzählt er, fand bei feiner Ankunft 
in Rom, dafs ein grofser Theil der Zimmer im Pallafie bereits gemalt 
war, in anderen noch Maler arbeiteten, und zwar hatte Piero della Fran- 
cesca in einem Zimmer ein Gemälde vollendet und Luca da Cortona 
eine Wandfeite ziemlich fertig, Don Pietro (Bartolommeo) della Gatta, 
Abt von San Clemente, in Arezzo einiges begonnen, und ebenfo hatte 
Bramantino von Mailand viele Figuren dafelbft gemalt, überwiegend Por- 
traits, welche für ganz vorzügliche gehalten werdenwr Vafari bezeichnet 
dieZinlmer im Vatican nicht naher, läfst uns alfo irn Zweifel, ob er aus- 
fchliefslich die Gemächer meint, in welchen fodann Raffael feine fchöpferifche 
Thätigkeit entfaltete. Und auch über den Zeitpunkt, wann alle diefe 
Maler im Vatican malten, äufsert er {ich nicht genau. Wahrfcheinlich 
flnd gar verfchiedene Gemächer gemeint, gewifs haben nicht alle namhaft 
gemachten Meifter gleichzeitig, am wenigftenilalle zufammen bei Raffaefs 
Ankunft in Rom hier (gewirkt. Das ift für den im fünfzehnten Jahrhundert 
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