DIE
BILDER
DEN
GEWÖLBEKAPPEN.
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mit einem fcharfgefchnittenen Profilkopf, blickt erwartungsvoll in die
Ferne, ihr Tzur Seite fitzt der Gatte, kahlköpfig und bärtig, an welchen
fich das nacläe Kind liebevoll anlehnt. (Fig. 59.) Die letzte Gruppe der
linken Seite zeigt das Haupt der Familie, eine kräftige derbe Figur aus
dem Volke, in tiefem Schlummer gelagert, während das Weib ihr Kind
liebkoft und es in ihren Armen fePthält.
Dumpfe Trauer, ftille Erwartung, ein ruhiges Familiendafein drücken
auch die Gruppen der rechtenLangfeite aus. Dicht aneinander gedrängt
fitztdas Elternpaar, durch Kopftypus und Kleidung als Orientalen be-
zeichnetq-zxxrifchen ihnen fteht, leicht an der Mutter {ich anlehnend, das
Kind. Nur diefes letztere, feinem Alter gemäfs, offenbart eine harmlofe
Stimmung, Nlutter und Vater dagegen erfcheinen, wie die gefenkten
Köpfe andeuten, in Schmerz und Gram befangen. Diefelbe Empfindung
fpricht auch aus der nächften Gruppe. Vorgebetigt fitzt die Mutter,
mit dem Ausdruck banger Erwartung im Antlitz. Sie hat den einen
Arm auf das Knie aufgeftützt und das Kinn in die hohle Hand gelegt,
mit dem anderen Arme hält fle ihr Kind umfafst, ohne aber demfelben
fonft nochibefondere Aufmerkfamlqeit zu fchenken. Das zweite Kind
wird mit dem Kopfe hinter ihrer Schulter fichtbar.
Noch reicher entwickelt, breiter angelegt erfcheinen die folgenden
Gruppen. In dem unmittelbar benachbarten Felde hat flch das Kind
in den Schoofs der knieenden NIutter geflüchtet und fchlummert hier
fanft. Etwas tiefer im Hintergrunde {itzt der Vater, ein Kind in den
Armen und wendet den Kopf theilnehmend dem Weibe zu. Die le
Gruppe endlich zeigt gleichfalls das Kind, im Genuffe friedlich glücklichen
Schlummers im Schoofse der Mutter. Diefe aber, im fcharfen Profile
gefehen, enthüllt in ihren Zügen nur herben, bis zur Wildheit gefteigerten
Schmerz und auch in dem halbnackten Manne ihr zur Seite prägt flch
tiefer Kummer und die höchfte Hilfsbedürftigkeit aus. Am ftärkflen
von allen Geftalten ruft diefe Figur nach Rettung und Erlöfung und
fchliefst fich auf diefe Art unmittelbar und ungezwungen an die Pro-
pheten und Sibyllen an, welche die Hoffnung und Erwartung der Erlöfung
ausfprechen. '
Die wVorfahren Chriiiia bilden in einer Beziehung die fchönfle Er-
gänzung der Propheten- und Sibyllengeitalten. Die Stimmung der
letzteren hallt in ihnen nach, die maffigen Charaktere löfen und verziehen
flch allmählich. Nach der anderen Richtung aber vollführen diefelben
Vorfahren Chrifti den Uebergang zu den rein Vdecorativen Figuren der
Decke. Die in den dreieckigen Gewölbekappen vorkommenden Bilder
flnd fo componirt. dafs fie {ich flets von einem Dreiecke umfchreiben