174
DIE
DECKENBILDER
IN
DER
SIXTINISCHEN
KAPELLE.
Gewifs ift ihre Aufmerkfarnkeit von dem libyllinifchen Buche weg auf
ein Ereignifs der Aufsenwelt gerichtet, in fchönern Contraft zu dem
nebenfitzenclen jugendkräftigen Daniel, der {ich ganz und gar in feine
Bücher vertieft hat und ausfchliefslich der Ergründung der Zukunft lebt.
Er hat einem Knaben einen Folianten auf die Schultern gelegt, an dem
jener gar fchwer zu tragen hat, fo dafs er flCh vorbeugt und mit beiden
Fig-
Prophet Iefaias.
Der
Sixtinifche
Rom,
Kapelle
emporgehobenen Armen nachhilft. Der Prophet überträgt die hier ge-
lefene Wahrheit auf eine Tafel, die links von ihm aufgeßellt iPc. Er
neigt {ich zur Seite und fchreibt mit gefpanntem Eifer, der gar wohl
dem prächtigen jünglingskopfe und den urkräftigen Gliedern anfieht.
Dafs Michelangelo nicht in zarter Anmuth das ausfchliefsliche Wefen
Weiblicher Schönheit Endet, ifl bekannt. Auch bei der Schilderung der