MICHELANGELOS
HERKUNFT
UN D
LEHRZEIT.
betonen. Die Erinnerung an die Mutter Francesca di Neri war fchwerlich
in Michelangelo lebendig, da {ie bereits zwei Jahre nach feiner Geburt
(1477) zweitmdvierzigjährig (lie war faft neun Jahre älter als ihr Gatte
gewefen) ftarb. Von der Stiefmütter, welche ihm der Vater 1485 gab,
wird in keinem Briefe, fo zahlreich {ich diefelben erhalten haben, Er-
wähnung gethan. Wahrfcheinlich verfchuldete es Kränklichkeit, dafs
nicht die Mutter felbft Michelangelo die erfte Nahrung reichte, diefer
vielmehr einer Steinmetzfrau in Settignano an die Bruft gelegt wurde;
daher er in fpateren Jahren fcherzte, er hätte feine Kunit mit der Ammen-
milch eingefogen. Von einem natürlichen Drange unwiderltehlich ge-
trieben, überwand Michelangelo den anfänglichen Widerftand des Vaters
gegen die Wahl des Berufes mit leichter Mühe. Bereits im dreizehnten Anm.
Jahre, am I4. April 1488, trat er in die Werkftatt des Domenico und
David Ghirlandajo als Lehrling ein. Die Lehrzeit follte drei Jahre dauern
und der Vater dafür als Entgelt vierundzwanzig Gulden empfangenfkf
Das war nicht die einzige, noch weniger die wichtigfte Werkftatte, welche
Michelangelo befuchte. Wie das ganze jüngere Künftlergefchlecht, fo
pilgerte auch Michelangelo nach der Carmeliterkirche zu den Fresken
Mafaccids. Die dritte Lehrftätte Michelangelds und jedenfalls die ein-
Hufsreichfte war das Calino und der Garten der Medici bei San Marco.
Hier hatte Lorenzo Medici Sculpturen und Kunftwerke mannigfacher Art,
die im benachbarten Familienpalaft _keinen Platz hatten, aufgeftellt und
zum Auffeher der Sammlung den Erben und Schüler Donatellds, den
alten Bertoldo, ernannt. Gar bald fanden (ich lernbegierige Jünglinge
ein, um Sinn und Auge an den zahlreichen Muftern alter und neuer Zeit
auszubilden und die Hand unter der Leitung Bertoldds zu üben. Ueber
die Unterrichtsweife Bertoldds und über das Maafs feines perfönlichen
Einfluffes lind wir nicht näher unterrichtet. Wahrfcheinlich lehrte er_ Anm.
vorzugsweife die Kunft, die er felbft übte, die Sculptur, zumal da diefer
Kunftzweig des frifchen Nachwuchfes fehr bedürftig war. Sicher ifi, dafs
lfeine Schule jemals fo glänzende Erfolge erzielte, als der Garten von
5811. Marco. Giovan Francesco Eustici, Francesco Granacci, Giuliano
Bugiardim, Andrea San Savmo, P1etro'Torrigian0, endlich Michelangelo
dankten dem, Garten von San Marco ihre künftlerifche Erziehung. Da,
derfelbe zum Faniilienbelitze der Medici gehörte und Lorenzo mit un-
abläffiger Sorgfalt den guten Fortgang der Anllalt behütete, fo-entfpann
flch allmählich ein perfönliches Verhältnifs des Hauptes der Medici zu
Vafari (ed. Sanfoni) VII, 138.
landajds Einflufs auf Michelangelo.
Condivi
beüreitet
ausdrücklich
Ghir-