170
DIE
DECKENBILDER
IN
DER
SIXTINISCHEN
KAPELLE.
welches den Bedrohten als Zuüuchtsflätte dient. Ganz vorn hat {ich
eine Mutter mit ihrem Kinde gelagert. Von allem Neintblöfst, nackt,
giebt lle llClI dem herbflen Grame widerftandslos hin und hört nicht das
weinende Kind, das llCh an ihre Schulter anlehnt und vielleicht das
einzige Welien iPc, das ihr noch von allen Lieben geblieben. Die Gruppe
nebenan will noch nichts von Verzweiflung wiffen, wüthend kämpfen
die kräftigen Geftalten um ihr Dafein und fpähen nach Rettung aus.
Fig-
3.115
GrnPPe
Sündfluth.
der
Sixtinifche Kapelle
Rom.
Ein vielaftiger Baum fcheint diefelbe zu bieten. Schon hat ihn ein
Jüngling, erlclommen; am Fufse des Baumes aber harren eine jugendliche
Mutter mit zwei Kindern -_das eine kleinere wird im Arm getragen,
das andere timklammert ängitlich das Bein der Mutter und ein Liebes-
paar, das {ich feft umfchlungen hält, und heifchen gleichen Schutz. Zu
fßät, um folchen noch zu gewinnen, eilt ein Mann herbei an der Laft
eines Weibes fchwer tragend, die entfetzt auf die Fluthen zurückblickt.
Wie wunderbar mifcht {ich in den fcharfgefchnittenen Zügen des Mannes,
eines echten Römers, die Empfindung des Zornes über die glücklich Zuvor-
gekommenen mit der ängftlichen Sehnfucht, endlich einen ficheren Platz