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DIE
DECKENBILDER
DER SIXTINISCHEN KAPELLE.
geringen Aerger. vIch habe keinen Grofchen, fchrieb er (I8. September)
feinem Bruder, und bin nackt und blofs, denn ich kann den Reft der
Gelder nicht bekommen, bis ich die Arbeit zu Ende geführm Erft im
October I 5I2 iPc er in der Lage, dem Vater die Vollendung der Malerei
dafs der Papft mit dem Werke zufrieden fei, zu melden. wMit
anderen Dingenß fügt er bitter hinzu, igelingt es mir nicht fo gut. Die
Schuld mag wohl an den Zeitläuften liegen, welche unferer KunPr nicht
günftig geftimmt fmdß Er fpielte mit diefen Worten auf das unglück-
felige Grabdenkmal an. Im Anfang des Jahres 1511 War ihm die leife
Hoffnung erregt worden, dafs er an daffelbe endlich die Hand werde
anlegen können, aber nach kurzem trat abermals die gröfste Enttäufchung
ein. Die letztere follte noch öfter ihm widerfahren und das Leben
vergiften.
Das ift alfo die authentifche Gefchichte der Deckenmalerei in der
Sixtina. Bald nach der Berufung Michelangelds nach Rom, i1n Jahre
1506, wurde der Plan gefafst und Michelangelo mit der Ausführung
betraut. Seine Flucht aus Rom, fein Aufenthalt in Bologna verzögerten
den wirklichen Anfang bis zum Jahre 1508. Am 10. Mai 1508 nahm
der Meifter das Werk in Angriff, ohne es aber in diefem Jahre weit zu
fördern; bis zum Herbfte 1510 hatte er die Hälfte, die eigentlichen
Deckenbilder, fertig gebracht, es folgte dann eine mehrmonatliche Unter-
brechung; zwei Jahre fpäter im Herbfte 1512, kurz vor Allerheiligen,
war das ganze Werk vollendet zu fchauen. Der Umfang deffelben
lehrt, dafs diefe FriPc keineswegs zu lang gegriffen war.
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Die Decke der Sixtinifchen Kapelle bildet ein ipiegelgeyvölbe, deffen
nliäclire Fläche beinahe eben liegt. Aufser den Stichkappen über den
Fenftern fehlt es an jeglicher Gliederung, welche Michelangelo defshalb
durch künftlichen äEheih erfetzte. Von den Tragfteinen in den Bogen-
zwickeln auffteigend entwarf er in Farben eine Architektur, welche fowohl
den ganzen Weiten Raum angemeffen theilte, wie die einzelnen Bilder
mit feften Rahmen umgab. Markig profilirte Geiimfe fpannen die Mittel-
felder der Decke ein, ihnen treten in der Querrichtung Poftamente vor,
auf welchen nackte Geftalten fitzen, die zwifchen {ich Bronzemedaillons
halten. Dadurch wird erreicht, dafs {tets ein gröfseres Feld mit einem
fchmaleren wechfelt. Stark vorfpringende mit dem Rahmen verkröpfte
Ebendort
LXXXIX;
XCI
und
(bei
Milaneü
falfch
datirt)