Volltext: Bis zum Tode Julius II. (Bd. 1)

 
DAUER 
DER 
ARBEIT. 
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folgenden Darftellungen mächtigere Verhältniffe, Welche auch dem Gegen- 
ffande und dem RaumeIeffer entfprachen. Seitdem verftummen die 
Klagen über feine unzulängliche Kraft und werden nur Seufzer laut über 
die mühfame, auch körperlich befonders die Augen anftrengende Arbeit 
und über die_ Geldnoth, in welche ihn die Saumfeligkeit des Papftes 
brachte. Im Herbfte 1510 erreichte fie den höchften Grad. Er hatte 
im September die Hälfte des Werkes, nämlich die Mittelbilder der Decke 
 vsuperiorem partem testudinisa bezeichnet {ie Albertini  vollendet, 
konnte aber weder den rückftändigen Sold eintreiben, noch die für die 
F ortfetzung der Malerei nothwendigen Gelder bewilligt erhalten. Er 
fchrieb am 7. September feinem Vater: xlCh habe beim Papfte noch 
500 Ducaten zu Gute und eben fo viel mufs er mir geben, um das 
Gerüfte aufzufchlagen und die andere Hälfte meiner Arbeit fortzufetzen. 
Nun ift er abgereift und hat keinen Auftrag hinterlaffenfk) Die Ver- 
gefslichkeit des Papftes durfte entfchuldigt werden, befand er fich doch 
in der fchwerften Krifis feines Lebens. 
Dgr Krieg mit Frankreich hatte begonnen, der Wunfch, die Fremden 
aus Italien zu vertreiben, fette Umriffe angenommen. An der Spitze 
des Heeres, das aus ehemaligen Feinden gebildet, gegen die früheren. 
Freunde zu Felde zog  fo rafch hatten die politifchen Intereffen alle 
Verhältniffe verfchoben  ftand der Papft in eigener Perfon, gleich dem 
Tallheften Kriegsmanne mit feiner ganzen Seele nur bei Schlachten und 
Belagerungen. Da fand {ich freilich wenig Zeit, an Bilder zu denken, 
und auch die Geldanweifungen für" Kunftwerke {itockten im Flufse. 
Michelangelo entfchlofs flch, den Papft felbft in Bologna, wo diefer feit 
dem September I5Io, den Angriffen Chaumonts rerfolgreich trotzend,  
verweilte, aufzufuchen. wZweimal, erzählte er fpäter dem Giovan Fran- 
cesco F attucci, ging ich dorthin der Gelder wegen, die ich zu empfangen 
hatte. Ich that nichts und verlor diefe ganze Zeitß Doch mufs der  
Papft Mittel gefunden haben, den Meifter zu befriedigen oder doch zu 
beruhigen. Denn als Michelangelo (Enuar I 511) nach Rom zurückgekehrt 
war, machte er {ich daran, die noch fehlenden Fresken vfür die Schmal- 
und Langfeiten rings um die Kapellex , alfo für die feitlichen Flächen, Anm. 
Welche den Uebergang von der Decke zur Wand bilden, zu entwerfen. 
Es währte noch längere Zeit, ehe das ganze Werk der Vollendung 
entgegenreifte. Im Auguft 1512 fetzte er das Ende der ßgrofsen Arbeita 
auf den Schlufs des nächften Monats an; als aber die Mitte des September 
gekommen war, mufste er eine neue Frift anmelden. Zu feinem nicht 
3') Milaneü, Lett. N0. XXI. 
Springer, RatTael und Michelangelo.
	        
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