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ROM
UNTER
JULIUS
Wie es ihm in Bologna erging, als er vor dem Papfte ftand, hat
Michelangelo felbft fpäter einmal mit lebendigen Farben gefchildertfg)
vEr gab mir feine Statue in Erz zu machen, die {itzend etwa {leben
Ellen hoch war. Er fragte nach den KoPcen, und als ich ihm antwortete,
ich glaubte den Gufs mit IOOO Ducaten beftreiten zu können, die Giefs-
kunft fei aber nicht meine Sache und ich könnte mich zu nichts ver-
pflichten, fagte er: Geh, arbeite und giefse fie fo oftmal, bis fle gelingt,
und ich werde dir fo viel geben, dafs du zufrieden fein wirilm S0 war
denn Michelangelo feiner Kunfl und dem DienPce des Papftes wieder-
gegeben. Ein bequemes Leben führte er zwar namentlich im Anfange
feines Bolognefer Aufenthaltes nicht. Er wohnte in einer fchlechten
Stube und verfügte nicht einmal über ein eigenes Bett. Zu vier mufsten
fie fchlafen. Seine beiden Gehilfen Lapo und Lodovico erwiefen {ich
als Prahlhanfe und Betrüger, die er nicht brauchen konnte und welche,
endlich aus dem DienPce gejagt, fchlimme Dinge in Florenz über ihn
verbreiteten. Doch hob {ich auch wieder fein Stolz, da ihn der Papft
in feiner Werkftatt hinter S. Petronio (29. Januar 1507) befuchte und
nicht allein den Segen fpendete, fondern auch die Zufriedenheit mit
feinem Werke ausfprach. Bis Mitfaflen glaubte er alles zum Guffe
fertig zu haben, auf Oflern kündigte er feine Ankunft in Florenz an.
XWir haben alle Urfache, Gott zu dankenß fchrieb er feinem Bruder
Buonarroto, wund ich bitte Euch nur, noch weiter für mich zu betenx
Michelangelds Zuverficht und Gefühl der Dankbarkeit wurde nach
einigen Wochen arg erfchüttert. Der Gufs verfpätete fich; erft Ende
]uni__waren die Vorbereitungen dazu vollendet. Und als er unter der
Iliitting des Bernardino d'Ant0nio del Ponte aus Mailand endlich vor-
genommen wurde, mifslang er. Die Figur kam nur bis zum Gürtel heraus,
dieHälfte der Metallmaffe blieb im Ofen zurück. wlch hatte dem Bernar-
dino zugetraut, dafs er den Gufs fogar ohne alles Feuer vollbringen könnte,
und nun muls er mich, fei es aus Dummheit, oder weil er Unglück gehabt,
in folchen Schaden verfetzenß klagte Michelangelo feinem Bruder. Doch
liefs er den Muth nicht linken. Noch in clerfelben Woche nahm er das
Werk von neuem in Angriff. Niemand in Bologna wollte glauben, dafs
er es glücklich zu Ende führen werde. Durch rafllofe Thätigkeit, indem
er Tag und Nacht über der Arbeit lag, erreichte er endlich fein Ziel.
Triumphirend konnte er im November {einem Bruder berichten: Zwar
nicht in diefem, aber gewifs im nächflen Monate Werde ich fertig fein.
Genug, dafs ich die Sache zu einem guten Schluffe gebracht habem
Milanesi,
Lettre
und
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