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ROM
JULIUS
UNTER
ungen den Muth erhielt, machte das glänzende Schaufpiel, das uns die
Regierungsjahre julius II. gewähren, möglich. Diefe Initiative markvoller
Perfönlichkeiten erklärt es, dafs wir vor der römifchen Kunft jener Zeit
wie vor einer unmittelbaren Offenbarung überrafcht, ja geblendet Pcehen,
obgleich die Vorgänger ]ulius' II. fchon manche vorbereitenden Schritte
gethan hatten; das Meifle und Befte fein Oheim, Papft Sixtus IV.
(1471-1484)?) Er erweiterte, verbefferte, regelte die Strafsen der
Stadt, munterte zum Hausbau auf und liefs eine Reihe von Kirchen von
Grund aus herftellen. Im vaticanifchen Palafte baute er die nach ihm
benanntejiapelle und wies der Bibliothek einen ftattlicheren Raum an.
Denn auch uhei Sixtus IV. ging die Bauluft mit humaniftifchen Intereffen
Hand in Hand, und feine päpftliche Würde erlitt durch die öffentliche
Anerkennung der ziemlich heidnifch geiinnten Akademie und durch die
Feier des Geburtstages des alten Rom (21. April) keinen Eintrag. Die
Bauten aus der Zeit Sixtus" IV. treten gegen die fpäteren glänzenden
Werke in den Hintergrund. In der That fpricht aus ihnen eine gewiffe
Scheu vor mächtigen Formen und grofsen Verhältniffen. Sie belitzen
aber den Vorzug, dafs he namentlich im Inneren dem plaflifchen und
malerifchen Schmucke eine reiche Stätte boten. Und fo kamen denn
auch aus Toscana und Umbrien die Bildhauer und Maler, füllten die
Kirchen mit Nljrunkgräbern und bemalten Wände und Decken und ver-
liehen den Bauten eine Schönheit, einen Reiz, welcher die befcheidenen
architektonifchen Formen vergeffen liefs. Die Maler errangen vor den
Plaftikern die Palme; unter den malerifchen Werken wieder {tand keines
fo hoch wie die Wandgemälde in der Sixtinifchen Kapelle. Von mvett-
eiferndem Künlllern manu pictorum concertantium find {ie aus-
geführt worden. Das läfst beinahe auf Gleichzeitigkeit der Arbeit
fchliefsen, und in der That fchiebt {ich auch zwifchen die älteflen Bilder
(Aleffandro Botticelli) und die jüngften (Pietro Perugino) kein fo grofser
Zeitraum, dafs fie nicht alle als Denkmale der Kunilliebe Sixtus" IV.
gelten dürften. Sein_ Neffe ahmte das Beifpiel fchon als Cardinal eifrig
nach. Ihm danken die Vorhallen von St. Apoftoli und der daran
{lofsende Palazzo Colonna daa Dafein, fowie die Vorhalle und das KloPter
San Pietro in Vincoli. Er {lellte das Klofter in Grottaferrata wieder
her und befefligte es, baute die Burg in OPria. Unter den Malern
fanden insbefondere Perugino und Pinturicchio, beides Umbrier und
Raffael nahe befreundet, durch den Cardinal Giuliano reiche Befchäftigung.
Jener malte in feinem PalaPce, diefer fchmückte die Decke der Chorkapelle
Müntz,
Les
arts
COUI
des
Papes.