MADONNA ESTERHAZY. MADONNA UNTER DER PALME.
III
begierig greift. jedenfalls pafst dazu der heitere Ausdruck der Gruppe
und die Bewegung des Chrißkindes beffer als zu dem andächtigen Zuge,
welcher gegenwärtig das Gemälde anweht, ohne es zu durchdringen.
In einem anderen, etwas früher gefchaffenen Bilde, der Madonna
unter dem Palmbaum in der Bridgewatergalerie (Lord Ellesmere)
ift an die Stelle des kleinen Johannes der heilige Jofeph getreten. a)
Die Madonna hat {ich unter einer mit merkwürdiger Naturtreue ge-
zeichneten Dattelpalme niedergelaffen und ihren Schleier um den Leib
des Chrifikindes, welches auf ihrem rechten Beine fitzt, gewunden, fo
dafs {ie ihn daran wie an einem Wickelbande fefthält. Das ChriPckind
blickt zu dem vor ihm knieenden bärtigen Jofephus empor und greift
nach einem Blumenbufche, welchen diefer ihm darreicht. Das Rundbild
ift vortrefflich componirt, die Madonna und Jofephus, beide im Profil
dargePcellt, einander zugekehrt, fchiiefsen die Scene vollkommen ab und
bringen bereits in ihren Umriffen die Rundung der Tafel ungezwungen
zum Anklange. Ausnahmsweife bediente {ich Raffael in der Madonna
unter dem Palmbaum fchillernder Farben. Die Aermel der Madonna
zeigen gelbe Lichter und-violette Schatten. Das Colorit bewegt fich über-
haupt in kräftig wirkenden Contraften. Ausnahmsweife fpielt hier Jofephus
in der Familienfcene eine thätige, fogar heitere Rolle. Man möchte bei-
nahe glauben, dafs Raffael, welcher kurz vorher in der Petersburger
Madonna") den Pfiegevater fo trübfelig blicken, das Chrifikind auf
dem Schoofse der Madonna {ich fcheu von ihm abwenden, zur Mutter-
bruft flüchten läfst, den Drang fühlte, Jofeph einmal in einer freundlicheren
Stimmung, der Familie herzlich und innig verbunden zu fchildern und
daraufhin die Madonna unter dem Palmbaum entwarf,
T
Die Reihe der Madonnenbilder, welche unter dem Namen: e Madonna
im Grünem) zufammengefafst wurden, entftammen alle einer gemeinfamen
Quelle. Sie offenbaren einen gefchärften Blick für die Natur, ein feines
Verfländnifs für volksthümliche, naive Züge. Die Hßfentinel" Maler
fchöpften aber nicht allein mächtige Anregungen aus dem He umwogen-
den reichen Volksleben, das für jede Leidenfchaft, jede Stimmung und
Empündung die rechte Verkörperung zeigte; {'16 hatten VOH der Gewohn-
3') Stiche
tinet 1844.
Beinüellung
von Rousselet 1656, Mar-
Skizze mit veränderter
im Louvre. Br. 259.
Radirung von Maffaloff.
liche Photographie von Braun.
Treff-