Das
W
des
Dichters.
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staltete das Stück gänzlich um. Er dachte auch bei
dieser zweiten Bearbeitung nicht daran, sie drucken
zu lassen; es sollte nur eine Voriibung sein. Aber sein
Freund Merck war anderer Meinung: was denn das
eWige Arbeiten und Umarheiten helfen solle; das Ding
müsse heraus, damit man sehe, was es für eine Wirkung
thue. Merck bezahlte den Druck und Goethe dasPapier,
und in ein paar Wochen machte das Stück ein Gerede
in allen deutschen Landen.
Begonnen hat Goethe seine dichterische Laufbahn als
Epiker, nämlich als Märchen- und Romanerzähler im
Kreise seiner Freunde. Niemand dachte daran, diese Er-
findungen drucken zu lassen. Aber auch, wenn er
allein "mit sich war, war ihm das Dichten ein Bedürfnis,
er mufste in Gestalten denken. Freund Merck hatte
ganz recht, als er ihm sagte: „Dein Bestreben, deine
Unablenkbare Richtung ist, dem Wirklichen eine poetische
Gestalt zu geben", und als er ihn scharf unterschied
V0n den Stolbergs und anderen, die das sogenannte
Poetische, das Imaginative zu verwirklichen suchtenß)
S0 hatte Goethe als junger Mann, etwa um die Zeit,
Wo er den ,Götz' schrieb, die Gewohnheit, wenn er allein
war, irgend eine Person seiner Bekanntschaft im Geiste
zu sich zu rufen?) „Er bat sie, niederzusitzen, ging an
ihr auf und ab, blieb vor ihr stehen und verhandelte
mit ihr den Gegenstand, der ihm eben im Sinne lag.
Hierauf antwortete sie gelegentlich oder gab durch die
gewöhnliche Mimik ihr Zu- und Abstimmen zu erkennen.
Sodann fuhr der Sprechende fort, dasjenige, was dem
111,
1) Aus
13'
meinem
Leben
IV
Q1
Aus
mpinem
Leben