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Goethes
Ästhetik.
Sammlungen alle einfzwh-elegant, an
Schränken und Portefeuillen keinerlei
Überßufs.
den Möbeln,
Ziererei oder
In seinen alten Tagen fuhr Goethe mit Eckermann
wieder einmal zusammen aus; es war im Herbste, und
die Fahrt ging diesmal südlich über bewaldete Hügel nach
Berka zuß) An einer schönen Stelle stiegen sie aus,
um zu frühstücken. Während sie afsen, zog ein mit-
gebrachter Korb ihre Aufmerksamkeit auf sich; er war
aus Binsen geflochten und hatte zwei Handgriffe.
"Ich habe ihn," sagte Goethe, „aus Marienbad mit-
gebracht, wo man solche Körbe in allen Gröfsen hat,
und ich bin so an ihn gewöhnt, dafs ich nicht reisen
kann, ohne ihn bei mir zu führen. Sie sehen, wenn er
leer ist, legt er sich zusammen und nimmt wenig Raum
ein; gefüllt dehnt er sich nach allen Seiten aus und
tafst mehr, als man denken sollte. Er ist weich und
biegsam und dabei so zähe und stark, dafs man die
schwersten Sachen darin fortbringen kann. Auf meinen
mineralogischen Exkursionen in den böhmischen Ge-
birgen ist er mir besonders zu statten gekommen. Jetzt
enthält er unser Frühstück. Hütte ich einen Hammer
mit, so möchte es auch heute nicht an Gelegenheit
fehlen, hin und wieder ein Stückchen abzuschlagen und
ihn mit Steinen gefüllt zurückzubringen."
„_Er sieht sehr malerisch und sogar antik aus," be-
merkte Eckermann.
„Sie haben recht," sagte Goethe, „er kommt der
Antike nahe, denn er ist nicht allein so vernünftig und
zweckmlifsig als möglich, sondern er hat auch dabei
Eckcrmann,
September
1827-