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Gespenstern, Nixen, Feen und Kobolden zu berichten. Und
so spricht er gerade da Wahrheiten aus, wo er dem
Philister als tränmender F abulant erscheint. Kurzsichtig-
keit auf die Augen des Geistes angewendet ist
Philistereigenschaft; der Künstler mufs wie jeder andere
geniale Mensch in die Ferne, in die Tiefe, in die Höhe
seine Blicke weit senden können. Er ist wie der Türmer
Lynkeus „zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt"
und erkennt wie dieser in allen Dingen „die ewige Zier".
Goethe hat uns diesen echten, genialen Künstler,
der sich von der niedrigen Realität zu jenen Höhen er-
hoben hat, wo ihm die Wahrheit erscheint, geschildert,
wo er von Shakespeare sprichtzl) „Nennen wir nun
Shakespeare einen der gröfsten Dichter, so gestehen
wir zugleich, dal's nicht leicht jemand die Welt so ge-
wahrte wie er, dafs nicht leicht jemand, der sein inneres
Anschauen aussprach, den Leser in höherem Grade mit
in das Bewnfstsein der Welt versetzt. Sie wird für uns
völlig (lurchsichtig: wir finden uns auf einmal als Ver-
traute der Tugend und des Lasters, der (lrölse, der
Kleinheit, des Adels, der Verworfenheit."
„Er läfst geschehen, was sich leicht imaginieiren
litfst, ja was besser imaginiert als gesehen wird. Hamlets
Geist, Macbeths Hexen, manche Grausamkeiten erhalten
ihren Wert durch die Einbildungskraft, und die viel-
fältigen kleinen Zwischenscenen sind blofs auf sie be-
rechnet . Alles was bei einer grofsen Weltbegebenheit
heimlich durch die Lüfte säuselt, was in Momenten
nngeheuerer Ereignisse sich in dem Herzen der Menschen
verbirgt, wird ausgesprochen; was ein Gemüt ängstlich
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