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Vlirklichen
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Kunst.
Wer teilt die fliefsend immer gleiche Reihe
Belebend ab, dafs sie sich rhythmisch regt?
Wer ruft das Einzelne zur allgemeinen Weihe,
Wo es in herrlichen Akkorden schlägtPm)
Der Dichter thut es ; jedermann weifs, dafs seine
metrische Sprache, sein Abteilen der Rede in Verse
und Strophen Ordnung und Wechsel zugleich ist.
In der bildenden Kunst streben wir nach Symmetrie.
„]edes Kunstwerk mufs sich als solches anzeigen,
und das kann es allein durch das, was wir sinnliche
Schönheit oder Anmut nennen?) Die Alten, weit
entfernt von dem modernen Wahne, dafs ein Kunst-
werk dem Scheine nach wieder ein Naturwerk werden
müsse, bezeichneten ihre Kunstwerke als solche durch
gewählte Ordnung der Teile; sie erleichterten dem
Auge die Einsicht in die Verhältnisse durch Symmetrie,
und so ward ein verwickeltes Werk fafslich. Durch
eben diese Symmetrie und durch Gegenstellungen wurden
in leisen Abweichungen die höchsten Kontraste möglich.
Die Sorgfalt der Künstler, mannigfaltige Massen
gegeneinander zu stellen, besonders die Extremitäten
der Körper bei Gruppen gegeneinander in eine regel-
mäfsige Lage zu bringen, war äufserst überlegt und
glücklich, so dafs ein jedes Kunstwerk, wenn man auch
von dem Inhalt abstrahiert, wenn man in der Entfernung
auch nur die allgemeinsten Umrisse sieht, noch immer
dem Auge als. ein Zierat erscheint. Die alten Vasen
geben uns hundert Beispiele einer solchen anmutigen
Gruppierung, und es würde vielleicht möglich sein,
stufenweise von der ruhigsten Vasengruppe bis zu der
lhi
Vorspiel
Faust.
ZU
Laokoon,
Über
1797-