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Kunst.
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"Haller und Ramler waren von Natur zum Gediiingten
geneigt; Lessing und Wieland sind durch Reflexion
dazu geführt worden. Der Erste wurde nach und nach
ganz epigrammatisch in seinen Gedichten, knapp in der
,lNIinna', lakonisch in ,Emilizt Galottii Wieland, der
noch im ,Agath0n', ,D0n Sylvioß den ,k01nischen
Erzählungem mitunter prolix gewesen war, wird in
,Musarion' und ,Idris' auf eine wundersame Weise ge-
fafst und genau, mit grofser Anmut. Klopstock in
den ersten Gesängen der ,Messiade' ist nicht ohne
Weitschweifigkeit; in den Oden und andern kleinen
Gedichten erscheint er gedrängt, so auch in seinen
"Fragödien." 1)
Verwandt mit dem Vereinigen und Ausschliefsen
des Überflüssigen ist ferner das Einrahmen und Ab-
schliefsen in feste Formen. Auch hierzu zwingt den
Künstler die Notwendigkeit, da er nichts Grenzenloses zu
bieten imstande ist, aber er macht auch aus dieser Not
eine Tugend. Die Leinwand hat ihre vier Seiten, das
Sonett seine vierzehn Zeilen; in solche Rahmen mufs
der Künstler seine Mitteilung so hinein bringen, dafs sie
vollständig, als ein Stück Welt für sich, erscheint und
nicht wie ein zufälliger Ausschnitt aus der realen Welt,
wo nun Anfang und Ende fehlt.
Dem Bildhauer sind solche äufserlichen Grenzen
selten so deutlich vorgeschrieben; er mufs deshalb um
so mehr nach innerer Abgeschlossenheit seiner Figuren
und Gruppen streben. „Ein ruhiger Gegenstand zeigt
sich blofs in seinem Dasein; er ist also durch und in
Aus
mcincm
Leben