Vom NVirklichcn zur Kunst. 35
Eine dritte 'l'hätigkeit der Kunst ist das Verbinden
von solchen Gegenständen, clie vereinigt auf unsere
Sinne oder unsere Seele stärker oder angenehmer wirken
als in (ler Vereinzelung.
"Die Auswahl einer Blumenflur,
Mit weiser Wahl in einen Straufs gebunden
S0 trat die erste Kunst aus der Natur."
Was Schiller hier in Versen sagtf) drückt Goethe
in Prosa aus: „Es steht manches Schöne isoliert in der
Welt, doch der Geist ist es, der Verknüpfungen zu ent-
decken und dadurch Kunstwerke hervorzubringen hat.
Die Blume gewinnt erst ihren Reiz durch das Insekt,
das ihr anhängt, durch den Tautropfen, der sie be-
feuchtet, durch das Gefäfs, woraus sie allenfalls ihre
letzte Nahrung zieht. Kein Busch, kein Baum, dem
man nicht durch die Nachbarschaft eines Felsens, einer
Quelle Bedeutung geben, durch eine miifsige einfache
Ferne gröfseren Reiz verleihen könnte."
Eines Mittags, als Goethe und Eckermann zu früh
vor dem Essen heimgekommen waren, legte der Alte
seinem Schüler eine Landschaft von Rubens vor, die
einen Sominerabenrl zeigte?) Links im Yordergrunde
sah man Feldarbeiter nach Hause gehen; in der Mitte
des Bildes folgte eine Herde Schafe ihrem Hirten dem
Dorfe zu; rechts tiefer im Bilde stand ein Heuwagen,
um welchen Arbeiter mit Aufladen beschäftigt waren,
abgespannte Pferde grasten nebenbei; sodann abseits
in Wiesen und Gebüsch zerstreut weideten mehrere
Stuten mit ihren Fohlen, denen man ansah, dafs sie
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