Vom
XV
ichcn
zur
Kunst.
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Als Jüngling war er mit der Natur verwachsen wie
wenige seinerZeitgenossen, aber schon damals empörte er
sich gegen die T heoretiker, die den Unterschied zwischen
der Natur und der Kunst zu verdunkeln drohten. Da
Schriebder alte Sulzer: „In der ganzen Schöpfung
stimmt alles darin überein, dafs das Auge und die
anderen Sinne von allen Seiten her durch angenehme
Eindrücke gerührt werden." Goethe antwortete: "Gehört
denn, was unangenehme Eindrücke auf uns macht,
nicht so gut in den Plan der Natur als ihr Lieblichstes?"
Und er fuhr fort?) „Was wir von Natur sehen, ist
Kraft: die Kraft verschlingt; nichts gegenwärtig, alles
Vorübergehend, tausend Keime zertreten, jeden Augen-
blick tausend geboren, grofs und bedeutend, mannig-
faltig ins Unendliche, schön und häfslich, gut und bös,
alles mit gleichem Rechte nebeneinander existierend.
Und die Kunst ist gerade das Widerspiel; sie entspringt
aus den Bemühungen des Individuums, sich gegen die
zerstörende Kraft des Ganzen zu erhalten. Schon das
Tier, durch seine Kunsttriebe, scheidet, verwahrt
sich; der Mensch, durch alle Zustände, befestigt sich
gegen die Natur, ihre tausendfachen Übel zu vermeiden
und nur das Mafs von Gutem zu genießen, bis es ihm
endlich gelingt, die Zirkulation aller seiner wahren und
gemachten Bedürfnisse in einen Palast einzuschliefsen,
Sofern es möglich ist, alle zerstreute Schönheit und-
Glückseligkeit in seine gläsernen Mauern zu bannen,
WO er dann immer weicher und weicher wird, den Freuden
des Körpers Freuden der Seele substituiert, und seine
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1) Rezension von J. G.
ihrem Ursprung etc." in den
Künste 2 in
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