der Kunst.
Der Nutzen
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Auch die Nationen werden durch die Künstler ein-
.ander näher geführt. Wir brauchen nur an Musik, Malerei,
Bildhauerei, Architektur, Gartenkunst und Kunstgewerbe
zu denken, um deutlich,zu sehen, wie hier verschiedene
Völker einander ohne weiteres verstehen, aber auch
die Dichter, obwohl sie der Übersetzung bedürfen,
bereiten die grofse Menschheitsgemeinde vor. Goethe
betonte zwar, dafs gerade von den Dichtern das
Nationalgefiihl stamme; er sagt einmal sogar, die
Nationalität ruhe auf der Poesie, die uns älteste
Geschichte in fabelhaften Bildern überliefertf) der
Dichter hat seiner Natur nach auch viel zu viel Liebe
zum lndividuellen und Charakteristischen, als dafs er
eine Völkervermischung, einen grofsen Menschheitsbrei,
wünschen könnte. Deshalb meint Goethe auchf) da-
"von könne nicht die Rede sein, dafs die Nationen
überein denken sollten, sondern sie sollten einander
nur gewahr werden, sich begreifen und, wenn sie sich
wechselseitig nicht lieben mögen, sich einander wenigstens
dulden lernen. Folgende Entwickelung sieht er voraus
und wünscht erzil)
"Offenbar ist das Bestreben der besten Dichter und
ästhetischen Schriftsteller aller Nationen schon seit
geraumer Zeit auf das allgemein Menschliche gerichtet.
In jedem Besonderen, es sei nun historisch, mytho-
logisch, fabelhaft, mehr oder weniger willkürlich ersonnen,
wird man durch Nationalität und Persönlichkeit hier
_jenes Allgemeine immer mehr durchleuchten und durch-
scheinen sehen. Da nun auch im praktischen Lebens-
1) Noten zum Divan.
Zeitschriften (1828), 3)
2) In einer Besprechung
German Romance 1827.
englischer