Der
Nutzen
der
Kunst.
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Beifall und Tadel. Erst im Spiegel der Kunst kommen
wir zu einer ruhigen Betrachtung und zu einer Nutz-
anwendung." 1) Wir lassen uns denn auch vom Dichter
recht viel unbequeme Wahrheit gefallen, wenn er nur
nicht zum prosaischen Prediger oder Nörgler herabsinkt.
S0 lange er Dichter bleibt, mag er mit den Rosen auch
die Stacheln reichen. In diesem Sinne mag auch die
Bühne moralisch wirken; es mag mit uns geschehen,
wie die Muse des Theaters uns verheißt?)
"Ernpfangt das Schöne, fühlt zugleich das Gute,
Eins mit dem andern wird euch einverleibt;
Das Schöne flieht vielleicht, das Gute bleibt.
So nach und nach erblühet leise, leise,
Gefühl und Urteil wirkend wechselweise;
In eurem Innern schlichtet sich der Streit.
Und der Geschmack erzeugt Gerechtigkeit."
Künstler
So ist der Küx
der Menschen.
Er erfüllt eine
Brüderlichkeit.
ein
Versöhner
und
Vereiniger
religiöse
Aufgabe
als
Priester
der
"Was ist heilig? Das ist's, was viele Seelen zusammen
Bindet; bänd" es auch nur leicht, wie die Binse den Kranz;
Was ist das Heiligste? das, was heut und ewig die Geister,
Tief und tiefer gefühlt, immer nur einiger machtßß)
"Grofse Talente sind das schönste Versöhnungsinittel",
heifst es in den ,Maximen und Reflexionenä Der
Dichter hat eine Thiitigkeit mit dem Ethiker gemein:
das Motivieren. Er erklärt die gegenwärtige Handlung
durch Rückblicke in die Vergangenheit oder durch
1) Zu Riemer, 1810 (JuIiP).
Berliner Theaters im Mai 1821.
zeiten, 76, 77.
ELMEQQTEÄ
Vier jahres-
E) Prolgg zur
3) Gedichte.