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um
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herum.
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sein Leben lang die Schwäche, dal's ihn alles, was echt und
tief schön war, zu Thränen rührte, aber der Alte neben
ihm wunderte sich gar nicht über seine tiefe Empfindung.
"E singolare, come quel canto intenerisce," bestätigte
er und riet, unser Dichter solle nun auch die Weiber
vom Lido, besonders die von Malamocco und Palestrina,
hören, die gleichfalls den Tasso auf ähnliche Weise
Slngen. Sie haben die Gewohnheit, wenn ihre Männer
zum Fischen ins Meer sind, sich abends ans Ufer zu
setzen und mit durchdringender Stimme diese Gesänge
erschallen zu lassen, bis sie von ferne auch die Stimmen
ihrer Freunde hören und sich so mit ihnen unterhalten.
Wer nahe bei den Weibern steht, hat vielleicht keine
Freude an den hohen Stimmen, die singend-rufend mit
den Wellen des Meeres kämpfen. Aber ist das Ganze
nicht ein Sinnbild echter Poesie? "Gesang ist es eines
Einsamen in die Ferne und Weite, damit ein anderer,
Gleichgesinnter höre und antwortef")
Alles, was Goethe in Italien sah und erlebte, W113i:
ihm zugleich zu einer Offenbarung (Es lflasslsc
Altertums. Dessen Herrlichkeit besteht Ja Yllcht dünn,
dal's es einzelne grofse Dichter, Redner, Philosoplen,
Baumeister, Bildhauer und Maler hervorbrachte, SOnf C111
darin, dafs eine heitere ästhetische BildunguGeine1ngut
des ganzen Volkes war. An allen seinen uns llberheferten
"Trümmern erkennen wir, wieviel uns die alte Vllelt an
freudigem Kunstsinn voraus war, wenn sie "gleich 121
strenger Handwerksfertigkeit weit hinter uns zuruckbheb. )
1) Ital. Reise, 7_ Okt0
Portici, I. Juni 1787.