304
Ästhetik.
Goethes
bezahlt werde und so an Leib und Seele verderbef")
Gar mancher Künstler, der auf Erden gedarbt hat und
nach seinem Tode verherrlicht wurde, schaut jetzt auf uns
hernieder und mahnt uns, über seinen Nachruhm doch
seines Nachfolgers, des heute lebenden Künstlers, nicht
ZU
vergessen I
bitt ich,
ihm
seinem
bei
Leben,
S0 lang" er selbst noch kmfn und küssen
Das Nötige zur rechten Zeit zu gcbenlwz)
kann,
Wir sind heute noch weit davon entfernt, dafs
wahre Kunstwerke ihren Urhebern mit einiger Sicherheit
solche Einnahmen verschaffen, wie sie zum Leben aus-
reichen; zu Goethes Zeit konnten die Honorare und
Tantiemen, die Erlöse aus Gemälden und plastischen
Werken im Ganzen doch nur als willkommener Zuschufs
in Frage kommen; die wenigen Ausnahmen erschütterten
diese Regel nicht. Die Künstler bedurften also reicher
Gönner, und als solche kamen namentlich die Fürsten
in Betracht. Dafs gerade die Herrscher der kleineren
deutschen Staaten viel Schönheit und Kunst hervor-
gerufen haben, betonte Goethe gern. Man denke
nur an die Geschichte der Gartenkunst, an die öffenta
lichen Parke in deutschen Städten, an das Theater.
Auch Goethe wünschte ein einiges deutsches Reich,
aber niemals eine Zentralisation nach französischem
Muster. "Wodurch ist Deutschland grofs als durch eine
bewundernswürdige Volkskultur, die alle Teile des Reiches
gleichmäßig durchdrungen hat?" So fragte er Eckermann
An j. H. Meyer, 10. Oktober
2) Künstlers Apotheosc.
17921
W
zim"
AuSg