Förderung
Die
der
Kunst.
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"sorgt, und wo hätte er besser Welt und Leben kennen
lernen können?
Selbst Goethe erfuhr, dafs er des Gönners be-
durfte; er ward sich erst recht klar darüber, als
er sich schon elf Jahre der Fürstengunst erfreut hatte.
Nach Italien war er gereist, nicht nur, um alte Sehn-
sucht zu stillen, sondern auch, um Weimar und seinem
Amte und dem Hofe zu entfliehen: er mufste einmal
als freier Mensch und freier Künstler leben. Und
er that es manchen glücklichen Monat hindurch.
Aber dann schrieb er heim an seinen Herrn, der
zugleich sein Freund war: „Wie Sie mich bisher
getragen haben, sorgen Sie ferner für mich. Sie thun
mir mehr wohl, als ich selbst kann, als ich wünschen
und verlangen darf. Ich habe ein so grofses und
schönes Stück Welt gesehen, und das Resultat ist: dafs
ich nur mit Ihnen und den Ihrigen leben mag." Und
Karl August, der Grofse unter den Fürsten der
deutschen Kleinstaaten, gab unserm Dichter nach der
Rückehr auch noch die Mufse zur poetischen und ge-
lehrten Bethätigung, an der es früher gefehlt hatte, und
gönnte ihm eine noch gröfsere Unabhängigkeit vom
Hofe. Goethe war von Herzen dankbar. In dem fast
ländlichen Residenzstädtchen fühlte er sich daheim, und
Einladungen, in gröfseren Städten zu leben, wies er
mehr als einmal ab.
"Klein ist unter den Fürsten Germaniens freilich der meine;
Kurz und schmal ist sein Land, miifsig nur, was er vermag,
Aber so wende nach innen, so wende nach aufsen die Iiräftc
Jeder; da wär's ein Fest, Deutscher mit Deutschen zu sein," 1)
Gedichte,
Epigrammc