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Goethes
Ästhetik.
darauf. Nur hier und da war ein Verleger grofsmütig
und dankbar, und man wies in dieser Hinsicht auf Breit-
kopf hin, der seinem berühmten Autor Gottsched auf
Lebenszeit eine geräumige Wohnung in seinem Hause
gab. Klopstock schien endlich den rechten Weg aus
der deutschen Autorennot zu finden; er bot ein neues
Werk, die ßvelehrtenrepublikt, auf Subskription aus; viele
wohlmeinende und hochangesehene Männer erklärten
sich bereit, die Vorausbezahlungen anzunehmen, die auf
einen Louisdor angesetzt waren; selbst Jünglinge und
Mädchen, die nicht viel aufzuwenden hatten, eröffneten
ihre Sparbüchsen, um Klopstock zu ehren und an
seiner würdigen Belohnung mitzuhelfen. Leider aber
erwies sich die ,Gelehrtenrepublik' als ein Werk, (las
nur für einen sehr kleinen Teil der Subskribenten les-
bar war, „die Bestürzung war allgemein", und die
Neigung des Publikums zu solchen Subskriptionen sehr
vermindert.
So blieb der deutsche Dichter der deutsche Märtyrer.
Entweder stak er zu tief in den kleinen Sorgen und
Nöten des Lebens oder er war in Gefahr, geistig zu
verarmen, weil seine philisterhafte Umgebung ihln allzu
wenig zu geben vermochte. "Es ist ja nicht genug,
dafs man Talent habe; es gehört mehr dazu, um ge-
scheit zu werden; man mufs auch in grofsen Verhältnissen
leben und Gelegenheit haben, den spielenden Figuren
der Zeit in die Karten zu sehenf") Da erschien denn
ein Fürstenhof als der wünschenswerteste Platz für den
Poeten; sein Amt ward dort erhellt vom Glanze seines
hohen Herrn, für seine irdischen Bedürfnisse ward ge-
Eckermann,
Februar
1829-